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Krypto! Wem kannst Du noch trauen?

Heute Morgen hat die Lending Plattform Celsius Network angekündigt, alle Auszahlungen einstweilen auszusetzen. Nach dem Zusammenbruch des US-Terra Systems ist dies abermals eine sehr schlechte Nachricht für die Krypto- Welt und dementsprechend haben die Märkte reagiert. Es war wieder ein kleines Erdbeben.

Bitcoin fiel um bisher rund 18 Prozent, Ethereum verlor über 20 Prozent und der hauseigene Token der Celsius Plattform ganze 47 Prozent.

Chronik eines angekündigten Todes

Ähnlich wie für den Zusammenbruch von Terra, gab es auch bei den aktuellen Zahlungsschwierigkeiten der Celsius Plattform schon länger Hinweise auf künftige Probleme. Im Falle einiger dieser Rendite Plattformen war es das Einschreiten der Regulierungsbehörden, welche mehr Transparenz darüber forderten, wie sie die hohen Renditen erwirtschaften, mit denen sie ihre Kunden anlocken. Celsius bot bis zu 18% an, verdächtig nahe an den 19,5%, die es auf den Terra Stablecoin gab.

Schon im Sommer 2021 war dem, damals noch in London ansässigen, Unternehmen von den Britischen Regulierungsbehörden jede Tätigkeit untersagt worden. Das Team flüchtete – ausgerechnet nach New York. Dem Staat mit der strengsten Krypto- Regulierung.

Dort war jedoch die US-Börsenaufsicht bereits gegen den Konkurrenten BlockFi vorgegangen, der ein ähnliches Geschäftsmodell betrieb. Sie untersagte es der Plattform, ihre Produkte weiterhin an US-Residenten anzubieten. BlockFi unterwarf sich im Februar dieses Jahres und willigte ferner ein, eine Strafe von 100 Millionen US-Dollar für die Einstellung des Verfahrens zu zahlen.

Ärger mit Regulierungsbehörden ist schlecht fürs Geschäft, in der Folge wurden immer mehr Kundengelder von der Plattform abgezogen. Mich selbst hatte Celsius Network, nach dem Umzug, mit wiederholten Schwierigkeiten beim Einloggen verärgert. Zudem hat es mir gar nicht gefallen, dass ich über den Umzug aus einem Blog erfahren musste und nicht etwa per E-Mail darauf hingewiesen wurde. Das, und das Fehlen einer systemeigenen Tauschbörse, hat dazu geführt, dass auch ich mich komplett von dieser Plattform zurückgezogen habe.

Insgesamt sind die Einlagen auf der Celsius Plattform von 24 Milliarden im Dezember auf aktuell 3,8 Milliarden gesunken. Zusammen mit dem rapiden Kursverfall aller Krypto- Werte hat dies wohl zur derzeitigen Sitaution geführt.

Auf dem Markt geht das Gerücht um, dass sich die Plattform 278 Millionen Dollar auf der Maker Plattform geborgt hat und dafür knapp 18.000 Bitcoin als Sicherheit hinterlegt hat. Das wäre allerdings auch nicht gut, denn der Liquidationspreis, (der Preis zu dem die Sicherheit verwertet wird) liegt bei $22.854. Nicht allzu weit von den aktuellen $23.269 entfernt.

Es ist jedoch wohl noch nicht alles verloren, denn der Preis des Celsius Token (CEL) ist in den letzten 24 Stunden wieder um über 50 Prozent gestiegen.

Was ist mit NEXO?

Nexo steht in direkter Konkurrenz zu Celsius Network und bietet eine größere Auswahl an verfügbaren Krypto-Werten, sowie noch etwas höhere Zinssätze. In einem offenen Brief hat diese Firma heute angeboten, die besicherten Kredite von Celsius, sowie deren Netzwerk und Kundendaten übernehmen zu wollen. Einen Preis haben sie nicht genannt.

Vielleicht mussten sie auch nur Stärke demonstrieren, denn auch der Wert des Nexo Token war um bis zu 25 Prozent eingebrochen und hat sich im Verlauf des Tages wieder erholt.

Diese Stärke ist jedoch eher gegeben, denn Nexo hat etwas über 6 Milliarden Dollar Verpflichtungen gegenüber Kunden und hält nachweislich einen höheren Betrag in Gegenwerten vor.

Ausserdem stehen sie nicht auf der schwarzen Liste der Regulierungsbehörden. Sie sind in 48 US-Bundesstaaten lizensiert, nicht jedoch in New York und Vermont. In ihren Bedingungen schließen sie Kunden aus diesen beiden Staaten ausdrücklich aus. Der Hauptsitz befindet sich im Krypto- freundlichen Schweizer Kanton Zug. Selbstverständlich verfügt Nexo auch über einer Schweizer Lizenz.

Weiterhin beruhigend finde ich, dass auch Nexo bereits Zinssenkungen angekündigt hat. Zwar noch nicht in dem drastischen Ausmaß wie die Konkurrenten BlockFi und Crypto.com, doch so wenig es mir gefällt, scheint es ein Schritt zu weiterer Solidität zu sein. Was zu gut klingt, ist es meistens doch nicht und hohe Renditeversprechen sind leider allzu oft nicht nachhaltig.

Im Prinzip haben die Regulierungsbehörden nicht unrecht mit den lästigen Fragen danach, wie die schönen Renditen erwirtschaftet werden. Denn ich stelle mir die gleichen Fragen und fand die Antwort zumindest im Falle von Nexo plausibel genug, dieser Plattform einen Teil meines Vermögens anzuvertrauen. Wenn ich über 20 Prozent Zinsen für Darlehen verlange, kann ich 7 Prozent davon, an diejenigen weitergeben, die mir das Kapital zur Verfügung stellen. Problematisch wird das Ganze erst dann, wenn mehr Kapital zur Verfügung steht, als Darlehen angefragt werden. Dann müssen die Zinsen fallen. Wie es bei fast allen Plattformen passiert ist.

Not your keys, not your coins

Wenn ich jedoch ganz ruhig schlafen möchte, darf ich keiner Plattform vertrauen, sondern nur mir selbst und meiner Disziplin, gut auf meine Wallet aufzupassen. Jede Plattform, wie seriös sie auch sein mag, bietet gewisse systemische Risiken.

  • Bei extremen Kursstürzen können Sicherheiten für gewährte Darlehen nicht schnell genug liquidiert werden, um den Wertverlust auszugleichen. Die Plattform kann zahlungsunfähig werden. Das erleben wir gerade bei Celsius.
  • Die Plattform könnte gehackt werden und Kundengelder unbefugt abgezogen werden. Das kommt in den besten Familien vor und die Plattformen haben solche Schäden bisher noch immer ersetzt.
  • Es handelt sich um ein nicht tragfähiges Geschäftsmodell, welches die gezahlten Renditen nicht auf Dauer erwirtschaften kann. Das war bei Anchor der Fall und hat zum Zusammenbruch von Terra / Luna geführt.

Je nach persönlicher Risikoaffinität (und Gier) mag man das in Kauf nehmen und sich mit den Zinsen trösten. Wenn das Kapital weg ist, fließen die allerdings auch nicht mehr! Diversifizierung ist auch hier das Patentrezept. Verteile die Risiken auf möglichst viele dieser Plattformen, auch wenn du nicht überall die fettesten Zinsen bekommst.

Geld, das du auf keinen Fall verlieren willst, darfst du nicht aus der Hand geben. Ich selbst habe heute einen Teil meiner Stablecoin Reserve von Nexo abgezogen und halte sie nun auf einer Wallet.

Was heißt hier stabil?

Stablecoins sind das nächste Zauberwort, um in turbulenten Zeiten ruhig schlafen zu können. Wirklich? Immerhin hat der Zusammenbruch eines solchen Stablecoins den vorletzten massiven Kurssturz ausgelöst.

Dazu an dieser Stelle nur eine kurze Überlegung: Stablecoins sind Kryptowerte, ohne Volatilität. Ich kann sie dazu verwenden, Gewinne zu realisieren, oder Kapital zu halten, ohne in Fiat Währungen tauschen zu müssen. Das ist sehr praktisch. Ausserdem lassen sich mit dem Verleih solcher Coins gute Renditen erwirtschaften. Siehe oben!

Wie auch immer der Coin sich nennen mag, sein Wert entspricht immer einem US-Dollar. Diese Bindung versuchen verschiedene Anbieter auf unterschiedlichen Wegen zu erreichen.

Es gibt hier allerlei schlaue Konstrukte und eines davon ist gerade spektakulär untergegangen. Terra UST war ein sogenannter ”Algorythmischer Stablecoin”. Hier wurde, völlig dreist, ein anderer Krypto-Coin als Gegenwert eingesetzt. Nicht einmal Bitcoin, sondern ein Shitcoin namens Luna.

Wenn Dollar draufsteht, muss auch Dollar drinstecken!

Benedikt 😁

Wie das aussehen sollte, hat die Finanzaufsicht des Staates New York (wir wissen jetzt, die sind extra pingelig) so festgelegt:

  • Der Stablecoin muss vollständig durch eine Reserve von Vermögenswerten gedeckt sein, d. h. der Marktwert der Reserve muss am Ende eines jeden Geschäftstages mindestens dem Nennwert aller im Umlauf befindlichen Einheiten des Stablecoins entsprechen.
  • Die Vermögenswerte in der Reserve müssen von den eigenen Vermögenswerten des Emittenten getrennt sein und bei staatlich oder bundesstaatlich zugelassenen US-Einlageninstituten und/oder Vermögensverwahrern verwahrt werden.
  • Die Reserve muss aus den folgenden Vermögenswerten bestehen: US-Staatsanleihen mit einer Fälligkeit von höchsten 3 Monaten, Pensionstitel, die vollständig durch US-Staatsanleihen, besichert sind.
  • Die Rücklage muss mindestens einmal monatlich von einem unabhängigen, in den Vereinigten Staaten zugelassenen Wirtschaftsprüfer einer Prüfung der Angaben der Geschäftsführung unterzogen werden.

Quelle:

https://www.dfs.ny.gov/reports_and_publications/press_releases/pr202206081

Welche Stablecoins halten dieser Prüfung stand?

Es kommt mir selbst etwas komisch vor, dass ich staatlichen Institutionen vertraue, wenn es um Geld geht, ausgerechnet den größten Gaunern überhaupt.

Doch immerhin ist der US-Dollar noch immer die Welt Reservewährung. Nicht nur gedeckt, durch eine leistungsfähige Volkswirtschaft, sondern durch die gewalttätigste Militärmaschinerie der Welt. Wer auch immer es gewagt hat, die Hegemonie des Dollar ernsthaft in Frage zu stellen, seine Tage waren gezählt. Als Kapitalistenschwein enthalte ich mich moralischer Bewertungen und schlage mich auf die Seite des Stärkeren.

Nach meinen Recherchen erfüllen nur zwei Stablecoins diese Kriterien des Staates New York:

  1. US-Dollar Coin (USDC) herausgegeben von Circle
  2. Binance USD (BUSD) herausgegeben von Paxos

Prove me wrong! Wenn jemandem noch einer einfällt, bitte melden, ich nehme ihn gerne in meine Liste auf, doch jetzt muss der Artikel erst mal fertig werden.

Fazit

Diversifizierung lautet das Zauberwort und zwar in jeder Hinsicht. Es ist am besten, wenn du nicht auf Gedeih und Verderb vom Krypto Markt abhängig bist und noch über andere Vermögenswerte verfügst. Innerhalb deines Krypto- Investments, verteile die Risiken weiter:

  • Halte in diesen Zeiten einen Großteil deines Krypto- Vermögens in Stablecoins
  • Verkaufe jetzt nichts, von dem was du bereits in Coins investiert hast!
  • Verteile deine Assets auf möglichst viele Plattformen, um damit Renditen zu erwirtschaften
  • Halte einen weiteren Teil deiner Assets in Wallets.

“Don’t put all your eggs in one basket” sagt der Engländer. Hier gilt dieser Rat mehr denn je. Ja, Krypto ist derzeit eine ”Unsafe Area”. Doch mit etwas Vorsicht und starken Nerven ist gerade jetzt die beste Zeit, den Grundstein für künftige Profite zu legen!

Wenn Du wissen willst, wie auch Du den Einstieg schaffen kannst, ich berate Dich gerne dabei!

Benedikt Lechner

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