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Du kannst dich nicht reich sparen!

Einige der reichsten Männer der Welt sind als enorm sparsam bekannt. Warren Buffet wohnt seit über 60 Jahren im gleichen Haus und Jeff Bezos fuhr noch als Milliardär einen 20 Jahre alten Honda. 

Sparsamkeit gilt inzwischen als die Kardinaltugend einer ganzen Bewegung, die sich zum Ziel gesetzt hat, möglichst früh im Leben „finanziell frei“ zu sein. Die Vorstellung, im Alter von Jahren 40 nie wieder arbeiten zu müssen, scheint es ihnen wert zu sein, 20 Jahre lang mangelhaft zu leben. Im Wortsinn.

Wir Kapitalistenschweine halten das für ziemlich unsinnig. Obwohl wir selbst durchaus auch mal Sparschweine sein können.

Von nichts kommt nichts

Das durchschnittliche Nettogehalt eines Arbeitnehmers, und das sind wohl die meisten, beträgt knapp 2.100 Euro. Frugalisten empfehlen nun, davon 50% zu sparen, manche sogar 60%. Egal von welchem Grundeinkommen und welcher Sparrate ich nun ausgehe, das Endergebnis bleibt in etwa das Gleiche.

Der moderne Sparfuchs investiert in ETF und dann am besten gleich in einen Indexfonds, der die Wirtschaftsleistung der ganzen Welt abbildet. Die MSCI World Fonds stehen ganz oben auf der Liste, mit einem Wertzuwachs von bis zu 10% p.a., In den letzten Jahren, als die Indizes von Rekordhoch zu Rekordhoch eilten, war das kein Problem.

Über die letzten 20 Jahre gerechnet, waren es im Durchschnitt  6,5% und die habe ich in diesem Beispiel zugrunde gelegt:

Nach 20 Jahren Knauserei wird unser Sparfuchs ein Endkapital von rund 400.000 Euro zusammengekratzt haben. Das hört sich doch gut an!

Das ist es aber nicht, denn die Kaufkraft des sauer Ersparten sinkt natürlich ebenfalls mit der Inflation. Die 400.000 Euro verlieren während der Ansparzeit runde 25% und es bleiben am Ende knappe 300.000 Euro zur Verrentung. Das entspricht einer Netto-Rendite von 3%, ziemlich die guten alten Sparbuchzinsen, die wir älteren Semester noch kennen. 

Bei 4% „safe withdrawal rate“ reicht das für eine Rente von genau 1.000 Euro pro Monat. Doch auch diese müssen wir natürlich um den Kaufkraftverlust bereinigen, so dass sie ganzen 750 Euro im Jahr 2042 entsprechen. Das gilt, wohl gemerkt, nur dann wenn alles genau so weiter geht wie bisher! 

Eine Korrektur der Märkte, könnte das Ganze noch viel magerer aussehen lassen. Ich habe auch im Inflationsrechner auch nur die „offiziellen“ historischen Werte zur Berechnung der Inflation eingegeben. Rechne ich mit, realistischeren 5%, für die Zukunft, stehen am Ende nicht einmal 300.000 Euro, sondern nur noch ganze 150.000 Euro. 

Geiz ist nicht geil

Der Gedanke an zukünftigen Wohlstand durch gegenwärtigen Verzicht ist noch immer fest in den Köpfen verankert, doch es funktioniert einfach nicht mehr. Sparen, um irgendwann vom Ertrag des Ersparten leben zu können, ist ein Modell von gestern. 

Mal ganz ehrlich, sparen und knausern entspricht doch so gar nicht unserer Natur. Das Leben macht einfach keinen Spaß ohne Großzügigkeit und gelegentlichen Luxus. 

Ich habe den größten Teil meines Lebens in südlichen Gefilden verbracht und dort wird viel sorgloser gelebt. Dort, wo die Zitronen blühen, besitzen viel mehr Menschen schon seit Generationen das eigene Dach über dem Kopf und ganz oft auch ein kleines Stückchen Land dazu. Davon und damit läßt sich immer überleben und der Lohn der Arbeit kann dafür verwendet werden, es sich gut gehen zu lassen. Es kommt dort auch eher jeden Tag eine gute Flasche Wein auf den Tisch, als ein teures Auto vors Haus. Was die Nachbarn denken ist dem Südländer egal, denn die denken ja schließlich alle genauso.

Sparsamkeit ist eher eine Tugend nördlicher Länder, in denen die Natur weniger großzügig ist. Dort, wo der Schnee das Land bedeckt und die Böden frieren läßt, war sie eine Überlebensfrage. 

Der moderne Mensch muss sich das, dank Globalisierung und fossilen Brennstoffen, jedoch nicht mehr zu eigen machen. 

Der große Mangel

Wer extrem sparsam ist, hat wenig Vertrauen. Wenig Vertrauen in die Natur, wenig Vertrauen in die Welt, doch insbesondere wenig Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten!

Ihr kennt doch die Frage, ob das Glas halb voll, oder halb leer ist. Ein Sparfuchs wird immer „halb leer“ sagen, dabei ist das „halb voll“ mit dem ein Investor antworten würde genauso korrekt. Der Sparfuchs rechnet mit harten Zeiten, der Investor blickt optimistisch in die Zukunft. Beide haben recht.

Dennoch gibt es zwischen den beiden Standpunkten einen sehr entscheidenden Unterschied: 

Der Sparer denkt: es gibt nicht genug und hält fest, was er festhalten kann! Der Investor hingegen denkt: es gibt keine Grenzen und gibt sein Geld zurück in den Kreislauf der Wirtschaft. 

Welcher von den beiden, denkst du, wird mehr Freude am Leben haben? Das ist relativ klar. Doch welcher von den beiden wird dereinst der reichere Mann auf dem Friedhof sein? Ich würde auch in dieser Frage jederzeit mein bescheidenes Vermögen auf den Investor setzen!     

Der Sparer hat Angst zu verlieren, der Investor hat Lust darauf zu gewinnen. Weil er weiß, dass die Güter unbegrenzt sind. Begrenztes Denken schafft begrenzte Ergebnisse. Grenzenloses Denken schafft grenzenlosen Wohlstand. Du glaubst das nicht? Lebst du nicht etwa in einer Gesellschaft, die genau darauf beruht?

Wer sich aus Angst vor der Zukunft die kleinen und auch großen Freuden des Daseins versagt, lebt im Mangel. Dort wird er auch immer bleiben, ganz egal, wie viel Geld er am Ende auf dem Konto hat. Denn Mangel ist nicht eine Frage der Zahlen, sondern eine Frage des Denkens.

Wer mehr verdient kann mehr sparen!

Zum Kapitalistenschwein wirst du nicht dadurch, dass du immer weniger ausgibst. Sondern dadurch, dass du stets mehr einnimmst, als du ausgibst. Aus dem Grund habe ich es schon immer vorgezogen, mehr verdienen zu wollen. 

Vor 40 Jahren, träumte ich davon, einen Ferrari zu fahren, doch ganz bestimmt nicht davon, mit 40 in Rente zu gehen! Heute fahre ich nur noch ein Fahrrad, weil ein italienischer Supersportwagen an meinen beiden Lebensorten eine sehr schlechte Idee wäre. 

Der Ferrari, den ich nie hatte, hat mir jedoch unglaublich viel geholfen. Der Kaufpreis eines 308 GTS (bekannt aus der Serie Magnum) diente mir dazu, ein Ziel zu visualisieren. Damals 100.000 Deutsche Mark (heute reden wir über 300.000 Euro) einfach mal so für ein Auto übrig zu haben, hielt mein gesamtes Umfeld für schlichtweg unmöglich. Obendrein für völlig verwerflich.

Ich habe meine Klappe gehalten und mich an die Arbeit gemacht. Statt Ferrari gab es erst mal rostige Renaults. Denn mir war klar geworden, dass ich als Anwalt so schnell keinen Ferrari fahren würde. Für einen Gebrauchtwagenhändler lag das wesentlich näher, trotz vernichtendem Sozialprestige. 

All jenen, die gern früh in Rente gehen möchten, jenen die finanziell frei sein möchten, kann ich daher nur nahelegen, dieses Ziel bereits bei der Berufswahl im Auge zu haben. Heute wirst du es eher als Installateur im Gas-Wasser-Scheiße Business erreichen, denn als angestellter Erbsenzähler mit BWL Studium. 

Wenn du statt der angenommenen 1.000 Euro Sparrate, 5.000 Euro sparen kannst, hast du nach 20 Jahren schlanke 2 Millionen auf der hohen Kante.

Lästige Teilhaber vermeiden

Wenn wir das berücksichtigen verbietet es sich schon fast, jemals als Angestellter zu arbeiten. Karl Marx hatte völlig recht mit seiner „Mehrwert-Theorie“, der Löwenanteil deiner Produktivität landet tatsächlich nicht in deiner Tasche, wenn du deine Lebenszeit verkaufst. Du hilfst mit, den Traum eines Anderen zu verwirklichen statt deines eigenen.

Wenn du maximale Ergebnisse erzielen willst, bleibt dir nur der Weg, auf eigene Rechnung zu arbeiten. Wenn du etwas kannst, oder eine gute Idee hast, hab keine Angst. Der Schritt in die Selbst-Verantwortung ist halb so schwierig, wie es dir glauben gemacht wird. Frag uns Kapitalistenschweine, wir helfen dir gerne dabei.

Als Unternehmer hast du obendrein viel bessere Möglichkeiten, dein Einkommen dem gierigen Zugriff des Staates zu entziehen. Geschickt ausgestaltet, darfst du deine Investitionen von der Steuer absetzen und auch noch einiges an persönlichem Luxus in diese Rechnung einbeziehen. 

Als echtes Kapitalistenschwein kannst du dich sogar internationalisieren und ebenso steuerfrei agieren wie ein böser Großkonzern. Es ist alles (oft) nur eine Frage der Gestaltung. Und die steht (fast) jedem offen, der weiß wie es geht! 

Ersetze „und“ durch „oder“

Nachdem wir uns um die Habenseite gekümmert haben, dürfen wir endlich ans Sparen denken. 

Dabei fällt mir als erstes jene Art von Ausgaben ein, die Folgekosten verursachen. „Mein Haus, mein Boot, mein Auto“ lautete ein Slogan der Sparkasse und damit haben wir auch schon drei prominente Geldvernichtungsmaschinen benannt. Kann man machen, wenn es einem wirklich am Herzen liegt, aber bitte nicht alle drei auf einmal. Klugerweise solltest du fragen: Ein Haus, oder ein Boot, oder ein Auto? 

Überhaupt macht es Sinn, sich bei jeder Ausgabe zu fragen, ob sie wirklich notwendig ist. Wenn du das konsequent tust, wirst du staunen, wie oft du darauf verzichten kannst. 

Verzichten ist gut, denn jedes Ding hat ja nicht nur Geld gekostet, sondern es bindet Energie. Du musst es lagern, instand halten und wenn du es gar nicht mehr gebrauchen kannst, musst du dich noch um die Entsorgung kümmern. 

Mir bereitet es große Freude, genau zu überlegen, was ich in meinem Leben haben will und diese Gegenstände sorgfältig auszuwählen. Ich besitze nicht viel, doch alles, was mich umgibt, ist von guter Qualität und schön anzusehen.

Es gibt genügend Blogs, die sich dem Thema Sparen widmen, daher möchte ich hier nicht weiter auf Details eingehen.

Weniger ist mehr

Minimalist zu sein, hilft nicht nur dabei, Geld zu sparen. Wer gelernt hat, sein Leben nicht mit Unnützem anzufüllen, wird auch in allen anderen Dingen größere Disziplin an den Tag legen. Dein Geist ist frei für die wirklich interessanten Aufgaben. Du könntest zum Beispiel überlegen, womit du anderen Menschen helfen kannst.

Nahezu alle großen Vermögen sind daraus entstanden, dass jemand eine Idee hatte, mit deren Hilfe die Probleme vieler anderer Menschen gelöst werden konnten. 

Warren Buffet und Jeff Bezos mögen sparsame Menschen sein, doch sie haben sich nicht reich gespart. Beide haben ihre unglaublichen Vermögen dadurch erworben, dass sie Lösungen für Probleme anbieten konnten. Ich habe mein Geld zwar nicht bei Berkshire Hathaway angelegt, doch lese ich jeden Tag Bücher von Amazon. 

Wenn du deine Energie nicht aufs Festhalten, sondern aufs Geben lenkst, wirst du in viel kürzerer Zeit viel mehr erreichen. Dann kannst du dir auch 20 Jahre Sklavendasein und 40 Jahre mickriger Rente er-sparen.

Benedikt Lechner

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