Glänzt Gold noch immer?
Gold hat die Menschen seit jeher fasziniert und für tausende von Jahren war es sowohl universelles Zahlungsmittel als auch Wertspeicher. Auch jetzt steht das Metall als Hedge gegen den Kaufkraftverlust von Euro und Dollar hoch im Kurs.
Niemals zuvor in der Geschichte haben die Zentralbanken derart exzessiv von ihrer Möglichkeit Gebrauch gemacht, Geld aus dem Nichts zu schaffen. Dadurch ist das Gespenst der Inflation zu einer realen Bedrohung deines Geldvermögens geworden.
Papiergeldwährungen gehen im Schnitt alle 47 Jahre unter. Bisher war Gold noch immer eine sichere Fluchtburg gegen derartige Katastrophen, doch gilt das noch immer?
In der Tat ist der Goldpreis seit der Finanzkrise von 2009 enorm gestiegen und hat sich im Nachgang der ”Pandemie” zu Rekordhöhen aufgeschwungen. Das könnte seine andauernde Funktion als krisensichere Geldanlage bestätigen. Doch es gibt auch eine Reihe von Faktoren, die mich persönlich davon abhalten, auf Gold zu setzen.
Wie selten ist Gold wirklich?
Ganz ehrlich: Das weiß niemand so genau. Die Schätzungen über die vorhandene Menge divergieren zwischen rund 170.000 Tonnen und den in dieser Grafik dargestellten knapp 260.000 Tonnen.
- Schmuck ~94,464t, 46%
- Barren und Münzen ~45,456t, 22%
- Zentralbanken ~34,592t, 17%
- Anderes ~30,726t, 15%
- Bekannte Goldreserven ~53,000t
Gesamt: 258.238 Tonnen
Dazu kommen jährlich 3.000 Tonnen , die weltweit gefördert werden. Hauptsächlich in Südafrika, den USA, Russland und Australien.
Es wird weltweit nach Gold gesucht und es wird auch gefunden! Im Jahr 2020 wurden riesige Vorkommen in Sibirien entdeckt und erst kürzlich ist die Rede von geradezu ungeheuren Vorkommen in Uganda.
Dazu kommt, dass die NASA und Elon Musk (wer sonst?) ernsthafte Projekte betreiben, auf Planeten und Asteroiden Gold zu schürfen. Der Asteroid ”Psyche 16” soll nahezu komplett aus edlen Metallen bestehen. Auch wenn sich das alles wie Science Fiction anhört, dürfen wir nicht vergessen, dass die Goldmenge nur theoretisch begrenzt ist. Niemand weiß, welche Vorkommen noch unentdeckt im Boden schlummern, oder erst noch erschlossen werden.
Fördermengen von 2010 bis 2021
in den letzten 10 Jahren hat die jährliche Fördermenge von Gold um 20 Prozent zugenommen. Die Ausbeutung neuer Vorkommen könnte diese Menge drastisch erhöhen.
Bisher wurden diese neuen Bestände vom Markt absorbiert und eine gestiegene Nachfrage nach dem Metall hat den Preis nach oben getrieben. Die Frage ist, ob sich dieser Trend fortsetzt.
ISA Prognose
Der Luxemburger Thinktank ISA rechnet für die kommenden Jahre mit fallenden Goldpreisen und das trotz Inflation und Wirtschaftskrise.
Gold ist schwer zu transportieren
Ein Kilo Gold ist zwar nicht viel größer als ein Schokoriegel, doch ist es auch ”nur” knapp 60.000 Euro wert. Wer eine oder zwei Immobilien verkauft hat und Deutschland verlassen möchte, müsste immerhin 16 Kilo im Handgepäck mitschleppen.
Hinzu kommen diverse Meldepflichten und Fragen am Zoll. Größere Mengen Gold fallen immer auf beim Security Check. In den meisten Ländern ist der Import zwar zoll- und steuerfrei, doch wird nahezu immer die Frage nach der Herkunft der Mittel aufkommen. Gut, wenn man die Belege noch hat. Nicht so gut, wenn sich der Goldschatz über Jahrzehnte angesammelt hat und keiner mehr weiß, wann welcher Barren angeschafft wurde. Ganz besonders dann, wenn er mit Bargeld gekauft wurde, was bis vor ein paar Jahren kein Problem war. Ich hatte kürzlich einen solchen Fall in meiner Beratung, das Problem ist nahezu unlösbar.
Seit August 2021 müssen Banken und Händler bei Ankauf von Anlagegold von Privatanlegern bereits bei Beträgen von 2.500 € einen Herkunftsnachweis verlangen. Der Herkunftsnachweis muss in Form einer Quittung, Schenkungsurkunde o.ä. vorgelegt werden.
Gold ist nur schwer zu Geld zu machen
Abseits offizieller und regulierter Goldhändler, ist Gold nur schwer zu verkaufen und ich kann auch niemandem dazu raten, Gold abseits regulierter Handelsplätze zu kaufen. Es existieren viele sehr gute Fälschungen von Barren und Münzen und sie sind nicht einfach zu identifizieren. Jedenfalls nicht ohne teure Geräte.
Diese Tatsache beeinträchtigt auch den Wert von Gold als Tauschmittel in Krisenzeiten. Denken wir an ein dystopisches Mad- Max Szenario, erscheint es mir geradezu naiv, zu glauben, dass ich für meine Barren oder Krügerrand auch nur annähernd den fairen Gegenwert erhalten werde. Wenn es wirklich hart auf hart kommt, kann ich froh sein, mit dem Leben davonzukommen – ohne mein Gold.
Wie wir bereits während des Corona Lockdowns gesehen haben, sind nämlich in Krisenzeiten alle Handelsplätze geschlossen. Wenn der Strom ausfällt und ein marodierender Mob durch die Straßen ziehen sollte, wird das erst recht so sein. Meine kleinen Goldmünzen, die ich mir mal im Glauben an die Krisentauglichkeit von Gold gekauft habe, werde ich in kleine Dollarscheine tauschen. Die werden auch in Notzeiten immer akzeptiert werden.
Gold ist schwierig zu lagern
Es empfiehlt es sich nicht, Gold selbst zu verwahren und zu transportieren. Die eben geschilderten Probleme werden Kriminelle nicht davon abhalten, sich dein Gold unter den Nagel zu reißen, wenn du ihnen dazu Gelegenheit gibst. Wer sein Gold gestohlen oder geraubt hat, wird auch immer Wege finden es zu Geld zu machen.
Leider hat auch die Lagerung im Bankschließfach ihre Nachteile. Der Inhalt von Schließfächern ist meist nicht automatisch versichert und damit eine Versicherung im Schadensfall Ersatz leistet, musst du beweisen können wie viel Gold dort gelagert war. Das kann unter Umständen sogar mit Fotos schwierig werden, so dass es sich empfiehlt Zeugen zu haben. Bei aller Liebe zu meinen Mitmenschen, möchte ich persönlich in derlei Dingen Angelegenheiten keine Mitwisser haben.
Denken wir wieder einmal pessimistisch, dann bleiben bei einer Bankenpleite Gold und weitere Wertgegenstände zwar immer noch dein Eigentum, doch hast du möglicherweise für eine Weile keinen Zugang zu deinem Schließfach. Gerade dann, wenn du es dringend bräuchtest.
Natürlich spricht auch die Möglichkeit staatlichen Zugriffs auf dein Privatvermögen gegen die Lagerung bei Geldinstituten.
Du wirst daher nicht umhin kommen, die Aufbewahrung größerer Mengen Gold, Spezialunternehmen zu überlassen. Es gibt sie in London, Liechtenstein, der Schweiz und Singapur. Wenn du bereits Gold hast, musst du es irgendwie dorthin schaffen. Das ist entweder riskant, oder ziemlich teuer.
Natürlich kostet auch diese Aufbewahrung wieder eine jährliche Gebühr.
Wer schützt dein Gold vor dem Staat?
„Es ist gefährlich, richtig zu liegen, wenn die Regierung falsch liegt“ Das Zitat von Voltaire hat nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Auch hier ist die Geschichte des letzten Jahrhunderts voller warnender Beispiele. Auch in Deutschland.
Schon die demokratisch verfasste Weimarer Republik erließ zur Bekämpfung der Inflation Verordnungen, welche nicht nur Gold und Devisenbesitz unter Strafe stellten, sondern auch zur Ablieferung dieser Bestände verpflichteten. Das Ganze wurde mit Razzien und Durchsuchungen durchgesetzt.
Auch in den USA, dem Mutterland aller Demokratien, erließ Präsident Roosevelt 1933 ein Goldverbot und verpflichtete die Bürger ihre Bestände zum Preis von $24 pro Unze an die Regierung zu verkaufen. In der Folge wurde der Goldpreis bei $35 festgeschrieben. Das Verbot wurde erst nach über 40 Jahren im Jahre 1974 aufgehoben! Bei Zuwiderhandlungen drohten bis zu 10 Jahre Gefängnis.
Das ebenfalls demokratische England verbot seinen Bürgern 1966, Goldmünzen zu erwerben oder mehr als vier Münzen zu besitzen. Alle übrigen Stücke sollten bei der Bank of England abgeliefert werden, welche sie für die Deckung des Pfund Sterling benötigte.
Die letzten zwei Jahre haben uns allen gezeigt, wozu Regierungen wirklich fähig sind. Unter einem eher lächerlichen Vorwand haben sie Bürgerrechte kassiert, die Wirtschaft an die Wand gefahren und die Inflation angekurbelt. Der demokratische Prozess ist dabei, mangels wirksamer Opposition, völlig ausgehebelt worden. Regiert wurde per ”Notverordnungen”. Auf diesem Weg wurde auch die Weimarer Demokratie ausgehöhlt und schließlich gestürzt.
Das wirklich besorgniserregende daran ist, dass dieser Irrsinn von fast allen Staaten der Welt mitgetragen wurde. Was nutzt mir ein Gold Depot in London, oder Singapur, wenn alle Regierungen an einem Strang ziehen, oder sich zumindest untereinander absprechen? Wir wissen nicht, was der nächste Katastrophenfall sein wird.
Zuletzt genügte es bereits, den falschen Pass zu haben, um den Zugriff auf sein Vermögen zu verlieren. Man musste kein Oligarch, oder Putin Günstling sein, allein die russische Staatsbürgerschaft reichte aus für Kontensperrungen.
Gold auf der Blockchain
Ja, das gibt es mittlerweile und zwar in Form der PAX- Gold Tokens, der von der New Yorker Firma PAX herausgegeben wird. Jeder dieser Token entspricht einer Unze Gold und die entsprechende Menge Gold ist in 400 Unzen Goldbarren bei der Londoner Firma Brinks physisch hinterlegt.
Der Token selbst läuft auf der Ethereum Blockchain und kann damit weitgehend anonym auf einer Wallet gehalten werden. Erhältlich ist er über die großen Exchanges wie Binance, FTK und Kraken.
Pax ist im US-Staat New York als Treuhand- Unternehmen lizensiert und unterliegt damit staatlicher Kontrolle. Die Goldreserve ist verifiziert und testiert. Bei Angabe der Token Adresse läßt sich die Seriennummer des LBMA Goldbarrens erfragen, dem der Token zugeordnet ist.
Wer ganz viele PAX- Gold hält, kann sich sogar den zugehörigen Barren liefern lassen. Der kleine Haken ist halt nur, dass es sich um 400 Unzen- Barren handelt. Rund $700.000 muss man dafür anlegen.
Gold ist eine Glaubensfrage
Würde ich an Gold glauben, hielte ich es auf jeden Fall in Form von Token auf der Blockchain. Damit entfallen praktisch alle Nachteile, die ich in diesem Artikel aufgezählt habe. Es bleibt lediglich das Goldpreisrisiko und ein gewisses Risiko der Konfiskation bei Exchanges, da Pax- Gold bisher nicht über dezentrale Börsen gehandelt werden kann. Als kleines Zuckerl kann ich allerdings rund 4% Zinsen verdienen, wenn ich meine Paxe über die Gemini Exchange verleihe.
Wer an die klassische Diversifizierung glaubt und Edelmetalle halten möchte, für den ist das sicher eine bedenkenswerte Alternative.
Bitcoin ist das bessere Gold
Wenn du mich fragst, dann glaube ich eher an Bitcoin. Hier wissen wir, wie viele davon es jemals geben wird. Wir können sie problemlos lagern und transportieren. Es gibt keine Grenzen und hunderte von blitzschnellen Möglichkeiten Bitcoin zu tauschen, oder zu verkaufen. Ich muss mir auch keine Sorgen machen, auf gefälschte Bitcoin hereinzufallen.
Ich glaube daran, dass immer mehr Menschen diesen Wert erkennen werden und Bitcoin weiter im Wert steigen wird. Um ein Vielfaches mehr als Gold.
Das einzige was ich nicht weiß, ist wie die Regierungen mit Bitcoin umgehen werden, wenn er wirklich den Erfolg haben sollte, den er von seinen Eigenschaften her verdient. Regierungen haben Goldbesitz mehrfach verboten, sie können das auch jederzeit mit Bitcoin tun.
Dieses unleugbare Risiko hält mich davon ab, alles auf die Bitcoin Karte zu setzen. Ich setze lieber auf Netzwerke, denn niemand wird ein Interesse daran haben, diese zu verbieten. Auch Regierungen werden diese Netzwerke brauchen.
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