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Gold auf der Blockchain

In einem meiner letzten Artikel habe ich mich mit den Nachteilen einer Investition in Gold beschäftigt. Dabei ging es mir hauptsächlich um die Schwierigkeiten bei Transport und Lagerung und die daraus entstehenden Kosten.

Ausserdem liegen zwischen Verkaufspreis und Ankaufspreis eines 100 Gramm Barrens runde 5%. Dazu kommt ein Aufschlag von knapp 3% auf den Weltmarktpreis für Fertigung und Versand der Barren. Das muss erst durch eine Wertsteigerung ausgeglichen werden, damit die Anlage nicht zum Verlust wird.

Jeder Goldkauf innerhalb Deutschlands wird ab einem Wert von 2.000 Euro zudem registriert. Das löst die Besorgnis aus, dass der Staat in einer der vielen ”Notlagen” auf die Goldbestände seiner Untertanen zugreifen könnte. Es gab weltweit bereits eine Reihe derartiger Präzedenzfälle. Davon wären dann sicherlich auch die beliebten Gold- Zertifikate betroffen, denn sie beinhalten einen Lieferanspruch auf physikalisches Gold. Den könnte der Staat übernehmen, die Investoren sind sowieso bekannt.

Gold in der Krypto- Wallet

Unter den aktuellen Finanzmarktbedingungen beginnen Bitcoin-Investoren zunehmend Gold zu kaufen, um sich gegen die Volatilität von Kryptowährungen abzusichern, während Goldinvestoren sich für die unglaublichen Renditen von Bitcoin interessieren. Gold- und Bitcoin-Anleger wollen im Grunde dasselbe: sich gegen Fiat-Währungen und den Kaufkraftverlust durch Inflation abzusichern.

Wäre es nicht toll, wenn es eine Möglichkeit gäbe, welche die einfache Aufbewahrung und relative Anonymität von Bitcoin mit der Wertstabilität von Gold verbindet?

Genau das ist die Idee hinter Paxos- Gold. Pax Gold (PAXG) ist ein digitaler Vermögenswert. Jeder Token ist durch eine Feinunze eines 400 oz London Good Delivery Goldbarrens gedeckt, der in den Tresoren von Brink’s gelagert wird.

Wer PAXG besitzt, besitzt auch das zugrunde liegende physische Gold, das von der Paxos Trust Company verwahrt wird.

Jeder Paxos Token ist dabei einem bestimmten Barren zugeordnet, was sich auf der Website von Paxos überprüfen lässt. Nach Eingabe der Token Adresse erscheint die Seriennummer des zugehörigen Goldbarrens. Wer möchte, könnte sich den auch physikalisch liefern lassen. Der kleine Haken: es sind 400 Unzen Barren und man muss die entsprechende Menge an Token für einen ganzen Barren besitzen. Derzeit sind das knapp 700.000 US- Dollar.

Wer ist Paxos?

Paxos entwickelt Blockchain-Lösungen für institutionelle Kunden, die zur Tokenisierung, Verwahrung und zum Handel mit Vermögenswerten dienen.

2015 war Paxos das erste Unternehmen, das vom New York State Department of Financial Services als Treuhandgesellschaft für digitale Vermögenswerte lizensiert wurde.

Die zu erfüllenden Auflagen des Staates New York zählen zu den härtesten, weswegen viele große Namen der Krypto- Welt nicht in diesem Staat operieren dürfen. Unternehmen wie Binance und Crypto.com schließen aus diesem Grund Kunden aus New York ausdrücklich aus. Für mich ist diese Lizenzierung ein wichtiges Vertrauensmerkmal. Die von mir empfohlene Börse Coinbase und Stablecoin Herausgeber Circle haben sie ebenfalls.

Zu den Auflagen gehört auch, dass ein landesweit anerkannter Wirtschaftsprüfer jeden Monat die Übereinstimmung zwischen dem Angebot an PAXG-Token und dem hinterlegten Gold bestätigt. Tricksereien, wie beim von mir an dieser Stelle diskutierten Tether Stablecoin gibt es hier nicht.

Wie funktioniert das?

PAXG wurde als ERC-20-Token auf der Ethereum-Blockchain entwickelt und kann daher überall auf der Welt rund um die Uhr problemlos bewegt oder gehandelt werden. Mit einem sehr niedrigen Mindestanlagebetrag von 20 US-Dollar kann jeder seinen Anteil an einem LBMA-akkreditierten Goldbarren besitzen. Sozusagen für ein Taschengeld.

Der Token wird an fast allen namhaften Exchanges (merkwürdigerweise außer Coinbase) gehandelt.

Wer beispielsweise Euro in Gold anlegen möchte, muss sie daher zuerst an Kraken überweisen. Diese Börse bietet als einzige das PAXG / EUR Handelspaar.

Wer jedoch bereits andere Krypto- Werte besitzt und diese Coins selbst verwahrt, kann die in den meisten Wallets implementierte Swap- Funktion nutzen und entweder Stablecoins oder Bitcoin und Ethereum gegen Paxos- Gold tauschen.

PAXOS- Gold ist die wahrscheinlich einfachste Art in das Edelmetall zu investieren. Du musst Dich halt nur an den Gedanken gewöhnen, dass du es nicht im Garten vergraben kannst.

Noch cooler als NFT?

Non fungible Token, digitale Wertmarken waren der große Hype des letzten Sommers. Sie eignen sich dafür, das Eigentum an einem digitalen Objekt fälschungssicher nachzuweisen. Wenn man möchte, geht das natürlich mit auch einem physischen Gegenstand wie einem Goldbarren. Diese Dienstleistung bietet die Firma Lohko an.

Lohko Gold NFT (Non-Fungible Tokens) sind ERC1155 Token, die auf der Ethereum Chain ausgegeben werden. Jeder dieser NFT ist einzigartig und über die Blockchain leicht übertragbar, er kann auch über Handelsplattformen wie OpenSea zum Verkauf angeboten werden. Zu jedem NFT gehört ein physischer, nummerierter Goldbarren, der in einem Bullionstar-Tresor in Singapur gelagert wird.

Der Tresorbericht wird regelmäßig aktualisiert und zeigt an, welche Ethereum-Adresse die Barren hält. Damit ist sichergestellt dass jeder überprüfen kann, dass seine Barren, mit dem Tresoreintrag übereinstimmt. Ein Lohko Gold NFT kann jederzeit in die Lohko Wallet zurückverwandelt werden. Darüber hinaus kann man sich die Barren an die eigene Adresse liefern lassen.

Zukunftsweisend, doch ziemlich sinnlos

Ich wollte es ausprobieren, bin aber an der Website von Lohko gescheitert. Es war mir erst gar nicht möglich, dort einen Goldbarren zu kaufen. Dazu kommt, dass der ganze Prozess mit Gebühren für den Kauf eines Barrens und die Erstellung des NFT verbunden ist.

Letzten Endes wird dieser Barren dann doch wieder in den Tresoren von Bullionstar gelagert und ich muss erneut Gebühren aufwenden, wenn ich den Gold NFT verkaufen möchte. Wenn sich kein Käufer findet, bleibt nichts anderes übrig, als den Barren vom NFT zu trennen und auf Bullionstar zu verkaufen. Was weitere Kosten verursacht.

Ich bin wirklich ein großer Blockchain und Krypto- Fan, doch dieses Verfahren bringt, außer dem Coolness Faktor zur technologischen Avantgarde zu gehören, keinen echten Vorteil. Es entstehen nicht unerhebliche Kosten und am Ende liegt das Gold dann trotzdem in Singapur. Warum sollte ich es nicht gleich dort kaufen? Bullionstar nimmt auch Kryto- Währungen.

Fazit:

Immer dann, wenn ich meine Goldbestände von einem Dritten aufbewahren lasse, statt sie im Garten zu vergraben, gehe ich ein gewisse Risiken ein.

  1. Das Plattform Risiko. Mein Anbieter könnte pleite gehen und sich vorher an den Beständen seiner Kunden vergreifen. Das ist sehr unwahrscheinlich, doch mir kommt gerade Wirecard in den Sinn.
  2. Konfiskations Risiko. Meine Goldbestände sind bekannt und die Regierung könnte auch in der Schweiz oder in Singapur die Herausgabe verlangen, wenn es entsprechende Gesetze gibt, die für Deutsche gelten.
  3. In einem extremen Krisenfall habe ich keinen Zugriff auf mein Edelmetall.

Gegen die ersten beiden Risiken bietet der Paxos Token einen guten Schutz. Die Firma kann nicht auf die Bestände zugreifen, da diese von Brinks in London gehalten werden.

Mein Goldbesitz ist außerdem (nahezu) anonym. Ich habe lediglich irgendwann einen Krypto- Wert gegen einen anderen getauscht. Solange ich mich nicht auf der Plattform von Paxos mit meinen Daten registriere, was ich nur dann tun muss wenn ich mir 12 Kilo Gold liefern lassen möchte, weiß niemand, wie viel Gold ich besitze.

Genau genommen besitze ich nämlich gar keines, sondern nur einen Token, der den Wert einer Unze Gold abbildet. „Ihr werdet nichts besitzen und trotzdem glücklich sein“. Wenn ich Gold, als wertstabiles Asset schätze, ist PAXG wahrscheinlich die beste Lösung.

Benedikt Lechner

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