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So eine coole Sau!

Mein bester Freund ist anders als andere Menschen. Ein paar Leute können ihn deswegen überhaupt nicht leiden, doch die Meisten fühlen sich in seiner Gesellschaft sehr wohl und schätzen seinen Rat.

Felix lebt einfach, ohne sich viele Fragen zu stellen und er genießt dieses Leben in vollen Zügen. Die selbstverständlichsten Dinge begeistern ihn ebenso, wie der größte Luxus. Ob Fahrrad oder Rolls Royce, das scheint im egal zu sein, denn beides hat seinen Charme.

Er scheint sich immer wohl zu fühlen, ganz gleich was er tut, allenfalls habe ich ihn mal fluchen hören. Felix ist Bayer und kann das grantig sein nicht ganz lassen, doch auch das immer mit einem Augenzwinkern, er wird dabei niemals bitter. 

Regnet es, dann wird er eben nass, ist es heiß, dann schwitzt er halt. Jammern, Nörgeln und sich wünschen, dass die Dinge anders wären als sie sind, erscheint ihm als sinnlose Zeitverschwendung.

Schnee von gestern

Das gilt erst recht, wenn es um die Vergangenheit geht, die wir bekanntlich noch viel weniger ändern können, als das Klima. 

Felix kennt keine Reue, wenn mal was schief gegangen ist, wird er sich bestenfalls vornehmen, es in Zukunft anders zu machen.

„Hätte, hätte, Fahrradkette!“ ist seine Standardantwort, wenn man ihn fragt, ob es nicht besser gewesen wäre, dies oder jenes anders gemacht, oder auch gar nicht getan zu haben. 

Schuldgefühle sind ihm fremd. Schuld ist eine völlig nutzlose Emotion, sie lähmt in der Gegenwart, ohne ein Jota am Geschehenen zu ändern. Felix wird bestenfalls sagen: „Würde ich heute anders machen“. Versucht man ihn mit Vergangenem moralisch zu erpressen, oder Schamgefühle einzureden, ignoriert er das mit einem seiner typischen Lacher. 

Man könnte sagen, dass Felix mit der Vergangenheit ziemlich unsensibel umgeht. Dafür ist er jedoch auch nicht im Geringsten nachtragend. Vorbei ist vorbei, Menschen, mit denen er keine guten Erfahrungen gemacht hat, geht er einfach aus dem Weg.

Leben im Jetzt

Mit ähnlicher Leichtigkeit blickt Felix in seine Zukunft, schließlich kann er diese genauso wenig beeinflussen wie die Vergangenheit. 

Daher sieht er nicht den geringsten Sinn darin, sich Sorgen zu machen. Er plant nicht, oder spart auf ein großes Ziel, um sodann die Zeit bis dahin mit untätigem Warten zu verbringen. Auch wenn sein Umfeld das nicht verstehen kann, erntet er sein Glück in jedem einzelnen Moment. 

Felix genießt im Augenblick, da er nicht weiß, ob er seine Ziele erreichen können wird. Das Leben aufschieben: „Wenn ich mal in Rente bin, werde ich reisen“ erscheint ihm dumm. Der Weg ist sein dauerhaftes Ziel und das ist die einzig natürliche Lebensweise. Tiere, Kinder und Weise leben so.

Einem weisen Menschen ist nämlich klar, dass sich die Zukunft zwingend aus dem Jetzt ergibt. Wer sein Leben in jedem Moment bewußt lebt und schädliches Verhalten meidet, muss sich nicht die geringste Sorge um die Zukunft machen. 

Das Ende ist ohnehin unvermeidlich, deshalb macht sich Felix auch darum keine Sorgen. Es ist für ihn nicht mehr als der berühmte Knoten im Taschentuch, der ihn daran erinnert, keinen einzigen Tag zu verschwenden.

Von nichts und niemand abhängig

Die Freiheit so zu denken und zu handeln, läßt sich Felix von niemandem nehmen. Er ist einer der unabhängigsten Menschen, die ich kenne. Natürlich ist er auch schon früh aus dem Elternhaus ausgezogen, um sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. 

Seine Erziehung hat er als fortlaufende emotionale Erpressung empfunden. „Wie kannst du uns das nur antun? Bei allem, was wir für dich getan haben!“ Es sollte zwar noch geraume Zeit vergehen, bis er das Muster hinter solchen Sätzen erkennen sollte, doch hatte er schon sehr bald die Nase voll davon. 

Abgesehen von ein paar kurzfristigen Jobs, hat er auch nie für jemand anders gearbeitet. Nach den ersten Erfahrungen mit der Arbeitswelt, hat er sein Geld immer auf eigene Rechnung verdient. Anweisungen zu befolgen, deren Sinn er nicht sehen konnte, war nicht seine Sache. Die lausige Bezahlung noch viel weniger.

Auch in seinen persönlichen Beziehungen setzt Felix auf die Freiheit aller Beteiligten. Jemanden zu lieben, heißt für ihn nicht, dass er seine eigene Freiheit aufgeben würde. Im Gegenzug erwartet er das auch von niemandem, der ihm nahe steht. Weder von seinen Kindern, noch von der jeweiligen Frau an seiner Seite. 

Auf die allseits beliebten Spielchen zwischen Macht und Abhängigkeit, läßt er sich nicht mehr ein. Sätze wie, „Wenn du mich wirklich liebtest, dann würdest du…“ sind für ihn ein Alarmsignal. 

Deswegen musste die Position seiner Herzdame im Laufe der Zeit auch schon einige Male neu besetzt werden.

Sag ja zu Dir

Menschen für sich zu gewinnen, ist jedoch kein Problem für ihn. Schüchternheit und Komplexe kennt er nicht, er ist wie er ist und er findet sich völlig in Ordnung. Seinen Körper könnte er sowieso nur in eng begrenzten Rahmen verändern, was er für lächerlich hält. Es wäre ihm viel zu viel Aufwand, nur um ein paar vermeintliche Schwächen zu korrigieren. Das ginge zu Lasten der Lebensfreude. 

Natürlich pflegt Felix seinen Körper, ernährt sich halbwegs gesund und treibt genauso viel Sport wie nötig, um in Form zu bleiben. Spiele und Wettkämpfe sind ihm allerdings völlig fremd. Er findet nichts daran, besser mit einem Ball umgehen, oder schneller rennen zu können als andere. Die meisten Sportarten versteht er schlicht und einfach nicht. Beim Bowling einen Strike zu werfen, oder beim Schießen ins Schwarze zu treffen, befriedigt ihn dagegen. Das sind ja auch eher geistige Leistungen.

Seine Erscheinung ist lässig, aber gepflegt. Bei seiner Kleidung schätzt er hohe Qualität und Zeitlosigkeit mehr als Mode und Status. Er liebt schöne Dinge über alles und manche seiner Stücke sind durchaus teuer, doch das sieht man ihnen nicht an. Große Buchstaben und Logos findet er eher geschmacklos. Ebenso wie laute Autos.

Man merkt es ihm an, dass er nicht darauf aus ist, andere Menschen zu beeindrucken und genau das macht ihn ziemlich anziehend.

Pfeif was auf die Normen

Seine Zufriedenheit ist unabhängig von der Meinung anderer, Ruhm und Ehre bedeuten ihm nichts. Ganz im Gegenteil, in vielen seiner Ansichten und Verhaltensweisen, weicht er so stark von der Mehrheit ab, dass er damit auf Ablehnung stößt.

Das berührt Felix nicht, denn er hat sich seine Anschauungen nicht nur hart erarbeitet, sondern überdies im Laufe der Jahre das Vertrauen gewonnen, dass sie sich als für ihn richtig erwiesen haben. Es bedarf guter Argumente, um ihn dazu zu bewegen, eine Meinung zu revidieren. 

An guten Argumenten fehlt es jedoch in der Welt. Vielmehr werden Ethik und Logik zunehmend durch Normen ersetzt. Der moderne Mensch in westlichen Industriegesellschaften ist in einen engen Verhaltenskodex eingebunden und ängstlich darum bemüht, auf keinen Fall ausgegrenzt zu werden. Dieser Angst opfert er seine Freiheit.

Felix hat sich schon früh daran gewöhnt ein Außenseiter zu sein und es macht ihm nichts aus. Verschwörungstheoretiker, Rechter und Querdenker zu sein, hält er eher für eine Auszeichnung. 

Nicht nach den Regeln zu spielen hat ihm ein hohes Maß an persönlicher Freiheit – auch in finanzieller Hinsicht, eingebracht. Er hat einen ganzen Kreis von Freunden, die so denken wie er und mit den Konformisten und politisch korrekten Jasagern kommt er selten in Berührung. Die sitzen allenfalls mal im gleichen Flugzeug. Hinten, auf den billigen Plätzen.

Energiegeladen

Felix sprüht geradezu vor Lebensfreude. Alles, was er tut, tue er mit einem lachenden Gesicht. Man sieht es ihm in jedem Moment an, wie wohl er sich in seiner Haut fühlt.

Das liegt daran, dass er große Freude an allem hat, was er tut. Er kann sich spontan für eine Sache begeistern und dann Tag und Nacht daran arbeiten. Seine Neugier ist schier grenzenlos und er ist ständig auf der Suche, in jedem einzelnen Augenblick möchte er dazulernen.

Dabei kümmert es ihn wenig, ob das in dem Moment sinnvoll ist. Seine Freude am Neuen ist größer als die nüchterne Abwägung von Kosten und Nutzen. Er wird sich mit großer Begeisterung Projekten widmen, die ihm, außer Freude, rein gar nichts einbringen. Ja, womöglich sogar noch Geld verschlingen. 

Das erklärt auch, warum es Felix zwar zu einem recht ansehnlichen Vermögen gebracht hat, jedoch kein Multimillionär ist. Auch sein Geld verdient er mit Spaß an der Sache – oder eben nicht. Macht ihm etwas keinen Spaß, läßt er es bleiben. Es ist nahezu unmöglich ihn zu etwas zu bringen, das er nicht tun möchte.

Routine und sich wiederholende Tätigkeiten sind ihm ein Gräuel. Gerade das Geschäftsleben besteht nahezu ausschließlich aus solchen Dingen, die eben getan werden müssen. 

Felix braucht daher immer Leute, die diese lästigen Aufgaben für ihn erledigen. Er wird lieber einen Mitarbeiter mehr bezahlen, als etwas zu tun, das ihm widerstrebt.

Seine Leute lieben ihn, denn er läßt sie selbständig arbeiten, ohne zu kontrollieren und dreinzureden. So etwas macht ihm schließlich keinen Spaß! Er vertraut ihnen und würde allenfalls eingreifen, wenn etwas schief läuft. Er ist von ganzem Herzen dankbar, dass seine Mitarbeiter sein Leben einfacher machen und sagt ihnen das auch bei jeder Gelegenheit. Dabei versteht es sich von selbst, dass er auch großzügig bezahlt.

Wesentlich mehr zu besitzen, als er genießen kann bedeutet Felix nämlich nichts. Habgier und Neid kennt er nicht. Auch Ehrgeiz ist ihm völlig fremd und der Vorwurf eine faule Sau zu sein, bringt ihn nicht im geringsten aus der Ruhe. Geld und Vermögen sind für ihn lediglich Mittel zum Zweck und der heißt nun mal: Lebensfreude!

Natürlich ist ihm klar, dass mit dem letzten Pfennig auch die Lebensfreude futsch ist. Daher behandelt er seine Geschäfte und seine Vermögenswerte mit der gleichen Sorgfalt mit der er nahezu alles tut. Ein Mensch wie Felix ist nicht leichtsinnig und hat nicht den geringsten Hang zur Selbstzerstörung.

Warum auch? Felix ist ein glücklicher Mensch!

Wer möchte nicht sein wie Felix?

Felix – der Glückliche – ist ein fiktiver Charakter. 

Ich habe ihn erschaffen, als das Idealbild eines selbstverwirklichten Menschen. Eines „Homo Ludens“, der seine vielfältigen Fähigkeiten spielerisch erwirbt und daraus seine Persönlichkeit formt. Ein Mensch, der sich den Spaß nicht verderben läßt durch die vielfältigen Zwänge unserer Gesellschaft. 

Wer es ihm gleichtun möchte, sollte die Fesseln kennen, die ihm seine eigene Psyche anlegt. Von frühester Kindheit an wurden wir nämlich darauf konditioniert, brav zu funktionieren. Felix funktioniert nicht – er existiert.

In den folgenden Artikeln werde ich ein paar dieser Fesseln enttarnen. Viel Spaß dabei.

Benedikt Lechner

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