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Wohin mit dem Geld?

“Der weiß ja gar nicht mehr wohin mit seinem Geld!” sagte meine Mutter immer, wenn sie von einem besonders wohlhabenden Menschen sprach. Nach dem Verkauf meines Elternhauses hatte sie selbst das gleiche Problem.

Es taucht regelmäßig dann auf, wenn eine abbezahlte Immobilie verkauft wird und plötzlich sechs- bis siebenstellige Summen auf dem Konto eingehen. In meinen Beratungen ist es fast zum Thema Nummer eins geworden. Das ist kein Wunder, denn oft handelt es sich dabei um die Ersparnisse eines ganzen Lebens und die Zeiten erscheinen unsicherer denn je.

Meine Mutter hat sich dafür entschieden, ihren Bankberater entscheiden zu lassen und der empfahl ihr Festgeld. Vor zwölf Jahren ging das noch einigermaßen, bei derzeitigen Inflationsraten wäre es komplett ruinös. Heute muss es eine Anlage sein, die genügend Rendite abwirft, um den Kaufkraftverlust auszugleichen und obendrein die Sicherheit bietet, dass nicht eines Tages das gesamte Kapital in einem großen Crash verlorengeht.

Worauf kann man noch vertrauen?

Letzte Woche habe ich einige Gespräche zu diesem Thema geführt. Jeder meiner Gesprächspartner war ein überaus erfolgreicher Experte auf seinem Gebiet, doch habe ich auf diese Frage bei allen nur Kopfschütteln und ratlose Mienen geerntet.

Entwicklung des DAX 2000-2021
Immobilienpreise 2000-2021

Die letzten zwanzig Jahre sind sensationell gut gelaufen. Ganz gleich in welchen Werte du dein Geld investiert hast, es ist gut gediehen. Du konntest praktisch nichts falsch machen, denn seit über zehn Jahren haben Zinsen nahe null Prozent riesige Mengen Kapital in alle Assetklassen gespült. Doch können wir darauf vertrauen, dass das so weitergeht?

Die Vorsicht rät ohnehin dazu, nicht auf ewiges Wachstum zu setzen und zum jetzigen Zeitpunkt noch weniger denn je:

  • Märkte verlaufen zyklisch. Auf Hochs müssen irgendwann Tiefs folgen.
  • Eine Wende in der Zinspolitik zeichnet sich ab.
  • Die weltpolitische Lage ist gespannt.

Jeder dieser Faktoren könnte bereits für sich allein betrachtet für eine kräftige Korrektur sorgen, doch im Moment treffen sogar alle drei zusammen. Ohne in den Chor der Crashpropheten einstimmen zu wollen, würde ich im Moment mit eher pessimistischen Erwartungen an das Thema Investition herangehen.

Das soll jedoch nicht heißen, dass ich nicht daran glaube gerade jetzt gutes Geld verdienen zu können.

Zauberwort Diversifikation

Getreu dem alten Sprichwort, nicht alle Eier in einen Korb zu legen, ist es in der jetzigen Wirtschaftslage lediglich wichtiger denn je, die Risiken gut zu verteilen. Nicht nur über einzelne Anlagen, sondern auch über Kontinente diversifizieren. In jedem Umbruch gibt es Gewinner und Verlierer und es sieht so aus, als würden Europa und insbesondere Deutschland in der gegenwärtigen Krise am meisten verlieren.

Eindeutige Gewinner des Chaos könnten, wie fast immer, die USA sein. Gefolgt von anderen Nationen, die von ihrer günstigen geographischen Lage und ihren enormen Ressourcen profitieren. Hier kommen Länder, wie Brasilien, Mexico, sowie Indien und die arabischen Golfstaaten in Betracht.

Die Risiken verteilen

Diversifikation (auch Diversifizierung) ist die Aufteilung und Streuung eines Gesamtvermögens auf verschiedene Vermögenswerte. Das Kapital wird dafür beispielsweise in unterschiedliche Branchen oder Anlageklassen investiert, um so die Risiken der einzelnen Anlagen zu verringern.

Eine ideale Anlage wäre sicher, sie erwirtschaftet hohe Renditen und ist einfach zu liquidieren. Diese “eierlegende Wollmilchsau“ gibt es jedoch auch auf dem Finanzmarkt nicht. Bei der einen oder anderen Eigenschaft sind immer Abstriche zu machen. Die klassische “Drei Speichen Theorie“ empfiehlt, sein Vermögen wie folgt zu verteilen:

  1. Ein Drittel in Immobilien und Land -> Sicherheit
  2. Ein Drittel in Aktien und Wertpapieren -> Rendite
  3. Ein Drittel in Edelmetall und Bargeld -> Liquidität

Die drei Teile sollten idealerweise so im Verhältnis zueinander stehen, dass sich Verluste in der einen Klasse durch Gewinne in der anderen Klasse nivellieren. Zum Beispiel steigt der Goldpreis, wenn die Börsenkurse infolge einer Krise fallen.  Wie bei einem Rad, das sich dreht, befindet sich immer eine der drei „Speichen“ in der Aufwärtsbewegung. Hier lohnt es sich dann zu investieren, während die Anteile in der „abfallenden Speiche“ reduziert werden sollten.

Es geht darum, seine Vermögensteile konstant immer wieder umzuschichten, wenn sich das Rad weiterdreht. Das setzt allerdings einen langen Zeithorizont voraus, da die einzelnen Zyklen lange dauern können. Es ist die ideale Strategie, Reichtum über Generationen zu bewahren.

In Zeiten großer Unsicherheit, wie derzeit, erwarten wir dramatische Einbrüche vor allem bei Aktien und in Folge auch bei Immobilien. Daher empfiehlt es sich, einen höheren Anteil in liquiden Mitteln zu halten, um günstige Kaufgelegenheiten wahrnehmen zu können. Nicht umsonst sind die größten Vermögen im Nachgang großer Krisen entstanden. Wer kennt nicht den (angeblichen?) Spruch des Baron Rothschild: „Es ist an der Zeit zu kaufen, wenn Blut in den Straßen fließt“.

In der Krise ist König wer Bargeld hat

Um solche Gelegenheiten wahrzunehmen, braucht es nicht nur ein Quäntchen Mut, sondern verfügbare Geldmittel. Ich setze auf hohe Liquidität und wende noch eine weitere Risikoverteilung an, indem ich diese Liquidität in US- Dollar halte.

Der Kurs von Euro zu Dollar ist in den letzten Jahren gefallen und notiert inzwischen knapp an der Paritätsgrenze und sogar leicht darunter. Ich glaube, dass sich dieser Trend mit einer Zunahme der Probleme im Euro Raum verstärken wird.

Im Dollar Raum gibt es nämlich keine Energie Krise und auch der Krieg findet auf einem anderen Kontinent statt.

Erstaunlicherweise gelten deutsche Genossenschaftsbanken noch immer als die sichersten der Welt. Wer eine gute Beziehung zu einer Sparkasse oder Volksbank hat, kann sich dort ein Dollarkonto einrichten und die Währung dort halten. Natürlich immer in den Grenzen der staatlichen Einlagensicherung. Fintechs eignen sich eher weniger, auch wenn ein Dollar Konto bei Wise binnen weniger Minuten eingerichtet werden kann.

Doch wieder Gold?

In einem meiner letzten Artikel hatte ich mich kritisch mit den Nachteilen dieser Anlageform auseinandergesetzt. Insbesondere ging es darum, dass physikalisches Gold nur schwer zu lagern und zu Geld zu machen ist. Goldbestände, die bei spezialisierten Betrieben verwahrt werden, sind wiederum dem vollen Zugriff der Regierungen ausgesetzt. Jedenfalls dann, wenn ich die volle Apokalypse der Verschwörungstheoretiker für wahrscheinlich halte.

Bin ich etwas optimistischer, spricht nichts dagegen, gemäß der klassischen Strategie, einen Teil meines liquiden Vermögens in Goldbarren bei einem Betrieb wie Bullionstar in Singapur zu lagern. Das ist weit genug entfernt von Europa und doch kann ich meine Bestände innerhalb von Minuten per Mausklick gegen US- Dollar und Euro verkaufen. Wenn ich nicht über das Bankensystem gehen möchte, kann ich mich sogar in Bitcoin und Ethereum bezahlen lassen. Die dabei in Anrechnung gebrachten Preise unterscheiden sich allerdings erheblich von den jeweils aktuellen Marktpreisen.

Insgesamt hat das ganze Angebot einen relativ hohen Preis. Zwischen Verkaufspreis und Ankaufspreis liegen bei einem 100 Gramm Barren runde 5%. Hinzu kommt ein Aufschlag von knapp 3% auf den jeweiligen Goldpreis für Fertigung und Versand der Barren. Auch die Lagerung schlägt mit 0,79% des Wertes pro Jahr zu Buche.

In den letzten Wochen habe ich intensiv weiter zum Thema Gold auf der Blockchain recherchiert und bin zu dem Schluß gekommen, dass ein derartiges Investment die Jahrtausende alten Vorteile von Gold abbilden kann, ohne die oben erwähnten Kosten mit sich zu bringen. Du musst dich nur an die Vorstellung gewöhnen, eine Art Wertmarke über einen Anteil an einem Goldbarren zu kaufen, der in London lagert. In den nächsten Tagen widme ich diesem Thema einen eigenen Artikel.

Für die Krise geschaffen: Bitcoin & Co.

Eigentlich gibt es sie ja doch schon, diese “Eierlegende Wollmilchsau“ unter den Investments. Bitcoin wurde im Nachgang der letzten großen Krise als die bessere Währung geschaffen und hat seitdem einen beispiellosen Siegeszug angetreten. Wäre da nicht seine teilweise furchterregende Volatilität, könnte er das weitaus bessere Gold sein.

Von $0,01 auf $68.000 und derzeit zurück auf $20.000

Dennoch fällt es sogar mir schwer, mit einer Anlage zu leben, deren Wert sich alle paar Jahre mal eben um 80% reduziert. Auch wenn bisher auf jeden solchen Absturz ein noch viel größerer Aufschwung folgte, muss ich halt daran glauben, dass es auch diesmal wieder so sein wird – und ein paar Jahre Zeit mitbringen, um das abzuwarten.

Von $0,01 auf $4.800 und derzeit zurück auf $1.700

Im Zuge der Diversifikation sollten die beiden Krypto Bluechips Bitcoin und Ethereum auf jeden Fall mit ins Portfolio. Mit welcher Gewichtung ist eine reine Nervensache.

In der Blockchain Welt gibt es jedoch auch Wertstabilität und diese finden wir bei den sogenannten Stablecoins, genau gesagt beim US-Dollar Coin, der von der New Yorker Firma Circle herausgegeben wird. Es befinden sich derzeit rund 50 Milliarden davon im Umlauf und diese sind (nachweisbar) durch entsprechende Einlagen in Bargeld und kurzfristigen US-Staatsanleihen gedeckt. Das wird durch monatliche Testate bestätigt.

Zudem hat der US-Vermögensverwalter BlackRock hat die Verwaltung dieser Rücklage übernommen und 400 Millionen Dollar zu geplanten Börsengang von Circle beigesteuert. Für libertäre Kreise ist das ein schlechtes Zeichen, denn BlackRock steht für das Finanzestablishment schlechthin. Als nüchterner Praktiker sehe ich das Engagement eher als ein wichtiges Indiz dafür, dass die Blockchain- Technologie eine tragende Rolle im künftigen Finanzwesen spielen wird.

Ich halte daher auch meine gesamten Dollarbestände in diesem Coin.

Eine feste Burg: Immobilien

Zur klassischen Diversifikation gehören Immobilien, insbesondere dann wenn das anzulegende Kapital aus dem Verkauf von Immobilien stammt. Es ist sicher eine gute Idee Immobilien in Deutschland zu den momentanen Höchstpreisen zu verkaufen. Es wäre jedoch leichtsinnig, dieses Geld nicht zu einem Teil wieder in Immobilien zu investieren.

Auf dem amerikanischen Kontinent bringt diese Anlageklasse wesentlich höhere Renditen. Kann sich ein Vermieter in Deutschland mit durchschnittlich 3% Rendite glücklich preisen, wird in den USA mehr als das Dreifache dessen erwirtschaftet. Zudem herrscht dort im Gegensatz zu Europa ein rundum wirtschaftsfreundliches Klima und die politische Lage ist wesentlich stabiler. Ein bewaffnetes Volk läßt sich nicht so leicht enteignen.

Aus ähnlichen Überlegungen habe mich für eine Immobilie an der mexikanischen Karibikküste entschieden. In einem Touristenzentrum gelegen, läßt sie sich ganzjährig als Ferienwohnung vermieten. Jedes Immobilien Investment über $200.000 berechtigt außerdem zu einer Daueraufenthaltsgenehmigung in Mexico.

Nachdem ich nicht mehr ganz jung bin, habe ich auch in meine Überlegung einbezogen, dass sich diese Wohnung auch sehr gut als Alterssitz eignet. Sie ist komplett barrierefrei und bietet genügend Platz, eventuell Pflegepersonal unterzubringen. Langfristig denken schadet nicht.

Wir arbeiten gerade daran, ähnliche Objekte ausfindig zu machen und unseren Beratungskunden zugänglich zu machen.

Aktien und ETF

Der Vollständigkeit halber gehören sie als Renditeträger in jedes Portfolio. Mir persönlich erscheint der Einstieg zu den jetzigen Preisen als zu riskant. Mit meinem Engagement in Kryptowerte gehe ich ähnliche Risiken ein, habe jedoch eine vielfach höhere Chance auf Wertsteigerung.

Natürlich werden wir in Zukunft auch hier nach interessanten Möglichkeiten suchen und darüber berichten. So bin ich erst kürzlich auf eine Fondsgesellschaft gestoßen, die in Fonds investiert. Viele der wirklich rentablen Fonds haben nämlich hohe Mindesteinlagen. Eine Bündelung der Gelder macht es möglich, auch mit weniger Kapital einzusteigen.

Fazit:

Mein Freund Alejandro verwaltet die Vermögen spanischer Sportler. Auch er rät, angesichts der unsicheren Lage, zu großer Vorsicht und das bedeutet: Ganz viel Cash und zwar nicht in Euro, sondern in Dollar und auch das möglichst nicht bei Großbanken. Dazu etwas Gold als Hedge gegen die Inflation. Das ist im Bedarfsfall auch relativ schnell zu Geld zu machen.

Denn wer jetzt liquide ist und etwas Geduld mitbringt, für den werden sich in der Zukunft viele günstige Gelegenheiten zum Einstieg bieten. Seien es Aktien, Immobilien oder Kryptowerte, wir könnten noch viel tiefere Preise sehen.

Auf die Frage, “Wohin mit dem Geld?“ wird es bald viele Antworten geben. Derzeit gilt einfach nur “Halte dein Geld zusammen“.

Benedikt Lechner

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