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Kein Gewinn ohne Risiko!

Es ist schon merkwürdig: Dort, wo die meisten Menschen Risiken fürchten, sehe ich Chancen. Ich ticke in der Hinsicht schon immer irgendwie anders und heute verrate ich, warum das so ist. Risiken einzugehen lohnt sich nämlich, den Mutigen hilft das Glück! Das gilt für alle Bereiche des Lebens, doch hier schreibe ich vorwiegend über die Risiken beim Investieren.

Risiko oder Chance?

Allein das Wort „Risiko“ versetzt uns in Alarmbereitschaft, es impliziert Schmerz und Verlust. Ganz nüchtern betrachtet, beinhaltet jedes Risiko die Antagonisten „Gefahr“ und „Chance“ zusammen. Du kannst gewinnen, oder verlieren, über die Wahrscheinlichkeit mit welcher das Eine oder das Andere eintritt entscheidet die Chance, in ihrer Bedeutung als mathematische Wahrscheinlichkeit. Im sprachlichen Alltag sprechen wir dagegen von einer Chance, wenn wir einen günstigen Ausgang erwarten.

Als Investor musst du die beiden Möglichkeiten gegeneinander abwägen, um dann eine Entscheidung zu treffen. Wer sich jedoch aus Angst vor Verlust fürs Nichtstun entscheidet, kann nicht nur nichts gewinnen, er hat auch den Verlust bereits abonniert. Dafür sorgt die Inflation.

Bei mir ist das berühmte Glas immer „halb voll“ statt „halb leer“, daher erscheinen mir die Chancen auf einen Gewinn größer, als die Gefahren eines Verlustes. 

Woher kommt diese verdammte Angst?

Bei den meisten Menschen verhält es sich genau umgekehrt. Der Schmerz über einen Verlust wäre für sie größer als die Freude über einen Gewinn. Das ist durch vielfältige psychologische Experimente bewiesen.

Evolutionär ist das auch relativ leicht zu erklären, denn der Verlust von Nahrung oder Werkzeug wäre für unsere Vorfahren lebensbedrohend gewesen. Den Status Quo auf jeden Fall erhalten zu wollen, war vernünftiger als auf noch größere Beute zu hoffen. Der Volksmund spricht noch immer vom „Spatz in der Hand, statt der Taube auf dem Dach“.

Hinzu kommt, dass Menschen Herdentiere sind. Auch heute noch fühlen wir uns in der Herde am wohlsten. Handeln wir so wie die Mehrheit, fühlen wir uns sicher. Dieser Trugschluss ist die große Chance der Haie und Wölfe, die sich auf den Finanzmärkten tummeln. Die kaufen nämlich dann, wenn alle in Panik davonrennen, wenn das „Blut auf den Straßen fließt“ und stoßen ihre Papiere ab, wenn „der Kellner anfängt Börsentipps zu geben“. Also dann, wenn sich die Angst der Herde in blinde Gier verwandelt. 

Erfahrungen, wie das Neue-Markt-Desaster von 2000 oder die Wirecard Pleite tragen zur allgemeinen Auffassung bei, dass rentable Investments zwangsläufig hoch riskant und daher zu meiden sind. Deutschland war noch nie eine Aktionärs Nation, weil den Deutschen schon immer eingeredet wurde, dass diese Anlageform zu gefährlich ist. 

Zwanzig Jahre fetten Wachstums haben das jedoch etwas geändert, die Herde traut sich etwas mehr. Aktienfonds haben die Nachfolge des Sparbuchs angetreten, so lange jedenfalls bis die Märkte mal wieder korrigieren.

Den Gierigen beißen die Hunde

Je höher die Kurse klettern, desto größer wird auch die Wahrscheinlichkeit einer Korrektur. Je länger eine Hausse anhält, desto eher muss ich damit rechnen, dass sich die Preise auch mal wieder nach unten bewegen. 

Die Anlagestrategie „Vom noch größeren Dummkopf“ geht dennoch davon aus, es sei klug, eine Aktie über Wert zu kaufen, weil sich bestimmt jemand findet, der sie zu einem noch höheren Kurs kauft. 

Ist es soweit gekommen werfen Anleger alle Rationalität über Bord und verrennen sich in einer klassischen Spekulationsblase. Die gezahlten Preise entfernen sich zu weit von den fairen inneren Werten der Aktie. 

Viele hören in der Spätphase eines Börsenbooms von den Gewinnen Anderer und fühlen sich schlecht, da die Anderen und nicht sie mühelos viel Geld mit Wertpapieren verdient haben. Dann kommt die Emotion Neid auf, eine Spielart der Gier. Dadurch wird der angemessene Gedanke, dass die Börsenkurse schon sehr hoch sind und damit ein erhebliches Verlustrisiko besteht, zur Seite geschoben, und es wird auf Teufel komm raus gekauft.

Natürlich ist es unmöglich den Wendepunkt vorauszusagen. In den letzten Jahren sind unglaubliche Mengen „frisch gedruckten“ Geldes in die Märkte geflossen. Wir wissen nicht, ob das ewig so weiter geht.

Jedenfalls sind weder Angst noch Gier gute Ratgeber. Der Traum vom schnellen Reichtum kann sehr teuer werden, Untätigkeit oder unrentable Investitionen jedoch auch.

Alles ist eine Frage der Zeit

Zeit ist Geld sagt man und meint damit die Zeit, die man braucht, um Geld mit Arbeit zu verdienen. Doch natürlich kann dein Geld auch für dich arbeiten, wenn du ihm genügend Zeit gibst. Alles wächst mit der Zeit, sie ist einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren bei deinen Investments. 

Schnell reich werden wollen funktioniert deshalb nie. Zumindest nicht mit einer ausreichend hohen Wahrscheinlichkeit. Natürlich kann ich beim Roulette alles auf die Glückszahl sieben setzen und mein Kapital um das 35-fache vermehren. Die Chance dafür beträgt 2,7%. Bei hundert Versuchen wird dein Geld 97,3 mal einfach futsch sein.

Das gilt analog für jede Anlageform. Je höher die versprochene Rendite, desto misstrauischer solltest du das Geschäft analysieren. Wenn ich irgend etwas von 50% pro Monat lese, fange ich nicht einmal an zu analysieren. Ich setze auch nicht alles auf die sieben, ganz unter uns: Ich spiele überhaupt keine Spiele, die darauf programmiert sind, dass ich verliere.

Wenn du die erzielte Rendite als eine Art Miete für dein Kapital verstehst, wirst du erkennen, dass diese um so geringer ausfällt, je sicherer die Anlage ist. Bei staatlich garantierten Wertpapieren sind das ziemlich genau Null Prozent bei Null Risiko. Anlagen in Immobilien bringen zwischen 2% und 5% Nettorendite und gelten auch 

als sicher. Auf Bitcoin bekomme ich stattliche 8% Prozent, muss aber dafür mit der extremen Volatilität dieses Assets rechnen. 

Damit kommen wir zu einem weiteren Effekt der Zeit: Preise bewegen sich in Zyklen. Auch nach dem großen Börsencrash von 1929 haben sich die Kurse wieder erholt. Es hat allerdings 30 Jahre gedauert. 

Für uns folgt daraus: Wer einen langen Zeithorizont hat, kann auch höhere Risiken eingehen. Das gilt insbesondere für volatile Wachstumsmärkte. Die überlebenden Technologiewerte der Dotcom-Blase sind heute Bluechips. Wer sie damals trotz Kurseinbruch behalten hat, kann sich heute über fette Gewinne freuen. 

Nur wer verkaufen musste, oder glaubte es tun zu müssen, hat sowohl einen Verlust realisiert, als auch den Gewinn verpasst. Du solltest daher niemals Geld investieren, das du in absehbarer Zeit brauchen wirst. Mit entsprechend langen Zeithorizont verringern sich die Verlustrisiken dramatisch.

In diesem Zusammenhang verbietet es sich erst recht, mit geliehenem Geld zu spekulieren. Tu es nicht, auch wenn die „Gelegenheit“ noch so verlockend erscheint. Niemals!

Nimm eine Schlaftablette!

Börsenguru André Kostolany empfahl, einen soliden Wert zu kaufen, sodann eine Schlaftablette zu nehmen und in zwanzig Jahren nachzusehen, was daraus geworden ist. Warren Buffet macht es genauso. Es ist einer der besten Tipps überhaupt!

Wer vor 20 Jahren Coca-Cola Aktien gekauft hat, kann sich immerhin über eine Verdoppelung des Wertes freuen. Wer sich damals für den Konkurrenten Nestlé entschieden hat, verfügt heute über das Fünffache seines Einsatzes.

Was ist ebenso solide wie Nahrungsmittel? Waffen! Die Aktie des deutschen Kanonenbauers Rheinmetall ist in 20 Jahren um das Sechsfache gestiegen. Der Preis einer Microsoft Aktie hat sich in der gleichen Zeit verzehnfacht. Noch ein Beispiel gefällig? Mit einer Investition in den Pharmariesen Roche hättest du dein Kapital verdreifacht.

Wir müssen eigentlich nur nach soliden Firmen suchen, deren Produkte für den Bedarf der Menschheit unerlässlich sind. Nahrungsmittel, Pharma, Computertechnologie und natürlich auch Waffen. Die sind zwar nicht unerlässlich, werden aber dennoch immer gerne gekauft.

Ich sehe jetzt ein paar erhobene Zeigefinger vor meinem geistigen Auge. Ich gebe zu, keine der von mir genannten Firmen genießt einen besonders guten Ruf. Für politisch korrekte Kreise verkörpern sie sogar das personifizierte Böse.

Hier sprechen wir jedoch über Risiken und deren Vermeidung, nicht über moralische Bewertungen. Mit Zuckerbrause und Waffen wird eben mehr Geld verdient, als mit Windrädern. So ist die Welt, ob es uns gefällt, oder nicht.

Wenn es um mein Vermögen geht, setze ich auf erprobte Modelle und nicht auf das ethisch korrekte Startup von ein paar Hipstern in Berlin. 

Moral ist auch eine Emotion und Emotionen verleiten uns fast immer zu teuren Fehlern. “No third house, no second wife, no first boat!” Ich halte mich eisern daran!

Setze niemals alles auf eine Karte!

Ganz gleich, ob eine Firma nun Cannabis oder Panzer herstellt es wird beides immer gefragt sein. Doch es können auch Dinge passieren, die mit den Produkten gar nichts zu tun haben. Eine Firma überlebt, die andere nicht, daher verbietet es sich, einen allzu großen Anteil des Kapitals auf eine einzige Assetklasse zu setzen.

Die alte Drittel-Regel der reichen Leute gilt noch immer: ⅓ Immobilien, ⅓ Aktien und Anleihen, ⅓ Edelmetalle. Mit dieser Verteilung sind sie reich geblieben, ganz egal, was passiert ist. Krieg, Inflation, Wirtschaftskrisen, auf den drei Beinen haben sie alles überstanden und sind reicher als je zuvor.

Ich bin nicht reich geboren, also muß ich etwas aggressiver vorgehen und mehr in riskante Assets investieren. Auch das wird mein Gesamtrisiko nicht erhöhen, weil ich die Gewinne aus diesen Anlagen regelmäßig abschöpfe und in Assets wie Immobilien und Edelmetalle reinvestiere. 

Selbst wenn Bitcoin morgen verboten würde, hätte ich nicht einen Cent meines eingesetzten Kapitals verloren. 

Eine Bekannte hatte alles auf Lehman Brothers Zertifikate und Immobilien gesetzt. 2010 war alles futsch und sie mußte die Immobilien beleihen, um überleben zu können. Mitten in der Krise hätten sich nämlich auch diese nur mit erheblichen Verlusten verkaufen lassen. Immerhin dienten sie als Sicherheiten und sie konnte sich genug Zeit erkaufen, um auf bessere Preise zu warten. Diese Differenz hat am Ende Millionen ausgemacht. 

Die „Weg ist weg-Betrachtung“

Wir haben festgestellt, dass wir Investments genügend Zeit geben müssen, damit sie sich entwickeln können. Den Wachstumsprozess, sollten wir nicht unterbrechen, unser Kapital ist erst einmal sowieso „weg“. 

Natürlich weißt du, dass es noch irgendwo schlummert und langsam vor sich hin wächst. Doch nun stelle dir vor, dass irgend etwas fürchterliches passiert und das 

ganze angelegte Geld wirklich weg ist, so wie bei Lehman Brothers. Weg im Sinne von unwiederbringlich verloren!

Würde das dein Leben verändern? Könntest du Verpflichtungen nicht mehr nachkommen, oder wärest du gar von Armut im Alter bedroht?

Wenn das so ist, mußt du wesentlich konservativer vorgehen und darfst nicht so stark auf Wertsteigerung und Rendite setzen. 

Es wäre viel besser, wenn du über einen soliden Cash-Flow verfügst. Ein eigenes Business, auf dessen Ertragskraft du dich verlassen kannst, schlägt jedes „Passive Einkommen“.

Das ultimative Risiko Management

Setzt sich zusammen aus:

  1. Eliminierung von Emotionen
  2. Langem Zeithorizont
  3. Sorgfältiger Auswahl der Assets
  4. Diversifizierung
  5. Notfallplan

Das ganze Leben ist ein Risiko mit garantiertem Totalverlust. Dagegen können wir nichts machen. Bis es so weit ist, geht es im Grunde doch nur darum, allzu unangenehme Zeiten zu vermeiden. 

Spekulative Anlagen sind nicht das Problem, das Problem besteht vielmehr darin, die gesunde Balance zwischen Angst und Gier zu finden. Je mehr wir zu verlieren haben, desto vorsichtiger sollten wir agieren. Wer dagegen nur wenig zu verlieren hat, kann viel größere Wagnisse eingehen.

Dazu noch ein Wort vom Altmeister Kostolany: „Wer viel Geld hat, kann spekulieren. Wer wenig Geld hat, sollte nicht spekulieren. Wer kein Geld hat, muss spekulieren“

Benedikt Lechner

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