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Ja, die Welt ist ungerecht!

Die Welt ist ungerecht

Früher habe ich oft gedacht, die Welt sei ungerecht und ich hätte etwas „Besseres“ verdient. Das hat mich dann immer sehr wütend und traurig gemacht. Es hat ein wenig gedauert, bis mir klar wurde, dass ich mich mit dieser Grundhaltung nicht nur vor der Selbstverantwortung drückte, sondern sogar davon abhielt, meine Wünsche wahr werden zu lassen.

Denn was ist denn Gerechtigkeit? Und wie könnte sie funktionieren, wenn es sie gäbe? Hat nicht jeder eine andere Vorstellung davon, was gerecht ist und wie diese Art der Gerechtigkeit sich im Detail zeigen sollte?

Wenn es also eine Gerechtigkeit gäbe, die jedem Menschen gefallen würde, wie könnte sie aussehen? Mir wurde klar, dass es diese Art der Gerechtigkeit gar nicht geben kann. Denn wenn du mich fragst, hätte, meine Vorstellung von Gerechtigkeit sogar schon nach wenigen Wochen sich wieder verändert. So ist es doch mehr eine Selbstgerechtigkeit, die uns eher dazu dient uns nicht einem unliebsamen Gefühl oder einer Aufgabe zu stellen, die uns ängstigt. Mit dem Vorwurf, die Welt sei ungerecht stehlen wir uns aus der (Selbst-)Verantwortung und verbleiben in der Kinderrolle, wo wir als kleine Kinder auf die Versorgung der Eltern warteten.
Unser Leben besteht aus Erfahrungen. Manchmal gewinnen wir, ein anderes Mal scheitern wir. Anschließend sind wir „gescheiter“ als zuvor, wenn wir das Beste daraus ziehen.

Gibt es dann eine Form von Schicksal oder Karma? Und ist das denn dann gerecht? Für mein Empfinden gibt es Karma und wir basteln es uns selbst. Meist unbewusst mit unseren Gedanken, Bewertungen, Verurteilungen und ungelösten Emotionen. Sie verknoten sich auf einer sehr unbewussten Ebene und erschaffen neue mögliche Erfahrungen, die damit unmittelbar zusammenhängen.

So sitzt dort also kein Gott und keine „Meister“ über uns, niemand der unser Schicksal bestimmt. Sondern wir sind es selbst. Wir strafen und loben uns. Allerdings nicht auf einer Ebene, die wir direkt von der bewussten Ebene her verändern könnten. Nur wenn wir tief begreifen, was dahinter steht und dies auflösen, haben wir unser Schicksal wieder in der Hand.

Ein Praxisbeispiel: Andrea ist als Baby nicht gewollt gewesen. Ihre Mutter hat für sie die Lehre abbrechen müssen. Das hat Andrea früh im Bauch ihrer Mutter schon wahrgenommen. Neurologen, wie z. B. Prof. Dr. Hüther, haben herausgefunden, dass das Ungeborene schon spürt, ob es gewollt wird und welche Rolle man von ihm erwartet. Das Baby entwickelt nun schon die ersten Verhaltensweisen, von denen es glaubt, dass diese dazu führen, einen sicheren Platz im Leben der Familie zu bekommen.
Andrea hier in unserem Beispiel hatte das Gefühl, sie sei ihrer Mutter vielleicht nützlich, wenn sie auf ihre eigenen Bedürfnisse verzichtet und dafür mehr schaut, was andere brauchten. So war sie schon als Baby „total unkompliziert“. Wenn die Mutter wieder mal schlecht gelaunt war, verspürte Andrea Schuldgefühle. Und auch als Erwachsene reichte oft ein schräger Blick von Arbeitskollegen, dass sie sich schlecht fühlte und ihre eigenen Bedürfnisse wieder hintenan stellte.

So wurden ihre Kollegen befördert und scheinbar auch grundsätzlich mehr gewertschätzt, als Andrea, die ständig für andere da war. Eigentlich wäre ohne sie kaum etwas möglich im Büro. Dennoch bekam sie fast keine Wertschätzung. Als sie das erste Mal in meine Praxis kam, das war vor 6 Monaten, weil ihr Mann sie betrog, fragte sie mich, womit sie das denn verdient hätte.

Ich erklärte ihr, dass sie sich dies auf einer tiefen unbewussten Ebene selbst antue, weil ihr Selbstwertgefühl ihr aufgrund ihrer Prägung ständig einredete, dass sie es nicht wert sei, für sich selbst einzustehen. Sodass sie einen Mann geheiratet hatte, der ähnlich wie ihre Mutter, eher egoistisch ausgerichtet war. Sie hatte sich jemanden gesucht, der sie nach dem alten Muster, was sie kannte, für sich benutzte und wenn sie nicht so wollte, wie er, dann gab es ja auch noch andere Frauen.
Und ihr Unterbewusstsein machte dies mit, weil es sich gewohnt anfühlte. Schon in dieser Erstsitzung wurde ihr durch unser reflektierendes Gespräch klar, dass sie in sich einen Selbstsabotteur trug, der ihr dies antat. Also keine Gerechtigkeit von außen. Ab da traf sie die Entscheidung, nun zu lernen, sich selbst zu lieben und diese inneren Programmierungen zu löschen.

Ich habe ihr meinen Online-Kurs „Mehr Selbstvertrauen“ empfohlen und mit ihr zusätzlich 8 Einzelsitzungen vereinbart. In dem Kurs lernte sie sich selbst verstehen und mit ihren Gefühlen besser umzugehen, um mehr Souveränität zu entwickeln. In den Einzelsitzungen führte ich sie in eine Trance, einen entspannten Zustand, wo sie bei vollem Bewusstsein rückwärts zum Ursprung der Problematik kam. Sie erlebte viele vergangene Situationen, die sie nicht aufgearbeitet und negative Glaubenssätze angesammelt hatte, die ab da ihr Leben bestimmten. Wir lösten diese alten Blockaden Stück für Stück auf und sie fühlte sich jedes Mal deutlich besser, größer und stärker.

Man konnte zusehen, wie sie sich immer mehr aufrichtete. Nach der 5. Sitzung kam sie in die Praxis und berichtete mir, dass sie sich auf der Arbeit nun auch mal klar in den Mittelpunkt stellte und nicht nur immer für andere da war. In der 7. Sitzung erzählte sie mir, dass sie ihren Freund rausgeworfen
hat, weil sie keine Lust mehr hätte auf seine gering schätzende Art. Sie strahlte und wirkte gelöst.

Schon in der 8. Sitzung kam sie mit einer weiteren starken Botschaft. Sie hatte jemanden kennengelernt. Ein ganz anderer Typ Mann als zuvor. Der Neue ist ein sehr wertschätzender Mann, der nicht nur auf sie eingeht, sondern auch loyal mit ihr ist. Sie war sichtlich verliebt und glücklich.

Ungefähr 10 Wochen nach der letzten Sitzung schrieb sie mir eine Email, dass sie nun endlich verstanden hat, dass Gerechtigkeit in ihrem Kopf anfängt und wenn sie ihre Gefühle und Gedanken pflegt, geht auch das Leben mit ihr gut um. Sie war immer noch sehr glücklich mit ihrer neuen Partnerschaft und ihr Chef hatte ihr eine Beförderung in Aussicht gestellt. Auch das Verhältnis zu ihrer Mutter habe sich gebessert, schrieb sie mir, da sie sich nun besser gegen die Übergriffigkeit ihrer Mutter abgrenzte, ging auch diese nun mit ihr so wertschätzend um, wie sie es sich hätte nie vorstellen können. Auch von Freunden bekam sie nur positives Feedback, weil sie eine positivere und lebensbejahende Ausstrahlung gewonnen hatte. Im Gegensatz zu früher, wo sie oft eher depressiv gewesen war.

So wie in diesem Beispiel habe ich viele Fälle gesehen, die ihr Schicksal in die Hand genommen und ihr Leben zum Vorteil verändert hatten.
Wenn wir das Märchen von der Gerechtigkeit gehen lassen können und uns eingestehen, dass wir allein unser Glück in den Händen tragen, hat das Leben auch die Möglichkeit, uns mit der Liebe zu beschenken, die wir verdient haben.

Ja, die Welt ist ungerecht, wenn du darauf hoffst, dass jemand dich glücklich machen sollte. Warte nicht darauf, dass jemand dir hilft oder dich wertschätzt. Fang du damit jetzt an, dich zu lieben, wertzuschätzen und alte Gedankenmuster zu lösen. Du bist die Kraft, die Großes schafft. Und du entscheidest darüber, ob dies für dich gut oder etwas ist, woran du einfach lernen kannst, um es das nächste Mal besser zu machen.
Wir scheitern nicht, wir werden nur gescheiter.

Autor: Nicole Susann Ranke

Nicole Susann Ranke

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