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Wie lebt es sich als Kapitalistenschwein?

Mann entspannt sich im Pool und geniesst die Sonne

Einfach saugut, würde ich sagen und das ist nicht etwa eine Frage des Geldes, sondern es liegt an der tief entspannten Lebenseinstellung, die ein wahres Kapitalistenschwein an den Tag legt.

Souverän, solvent, saucool

Im Gegensatz zum braven Hausschwein ist das Kapitalistenschwein eine wenig  domestizierte Spezies. Es wird zwar meist als Hausschwein geboren, doch haben besondere Lebensumstände dazu geführt, dass es sich aus der Dressur durch Erziehung, Schule und Gesellschaft befreien konnte. Es hat sich erlaubt, seine innere Wildsau rauslassen.

Licensed to live! Leben ist erlaubt! Das Kapitalistenschwein erlaubt sich einfach all die coolen Dinge, die das Hausschwein nicht zu tun wagt. Es kennt keine Grenzen, außer jener, anderen Schweinen keinen Schaden zuzufügen und sie mit Respekt zu behandeln. 

Nur wenn Hausschweine versuchen, seine Freiheit einzuschränken, wird es mal die Zähne zeigen. Ansonsten sind Kapitalistenschweine nicht aggressiv. Obwohl sie durchaus wehrhaft sind, gehen sie offenen Konfrontationen aus dem Weg und agieren lieber aus dem Unterholz. 

Sie wissen, das Streit nichts bringt und es liegt ihnen nicht das geringste daran, ihre Standpunkte lautstark zu vertreten und am Ende „Recht zu haben“. Genügt es nicht völlig, wenn sie am Ende bekommen, was sie wollten?

Mit einer unvergleichlichen Mischung aus Charme, Empathie und Geduld, schaffen sie das auch fast immer. Kapitalistenschweine sind nämlich schlau genug, den anderen immer sein Gesicht wahren zu lassen und ihn ebenfalls genug verdienen zu lassen. Mit solchen Schweinen macht man gerne Geschäfte!

Genug der Schweinereien, wir Kapitalistenschweine sind frei denkende Menschen. Uns geht es gut und deswegen lassen wir auch die Anderen gerne gut leben. Aus dem Grund werden wir uns auch niemals schuldig fühlen für das saucoole Leben, das wir führen.

Überall auf der Welt zuhause

Ich habe mal gelesen, dass die meisten Menschen in einem Radius von 50 Kilometern rund um ihren Geburtsort sterben. Sie verlassen diese wunderschöne Welt wieder, ohne auch nur einen kleinen Bruchteil davon gesehen zu haben. Das finde ich unglaublich traurig, doch es läßt mich begreifen, warum auch das Denken dieser Menschen so begrenzt ist. 

Es fällt leichter, die Welt zu verstehen, wenn du dir  selbst ein Bild davon machen konntest. Sonst bist du halt auf das angewiesen, was dir die Leute vom Fernsehen erzählen.

Die meisten Kapitalistenschweine kommen herum in der Welt, sie fühlen sich in Dubai, New York und London genauso zuhause, wie im Kolumbianischen Hochland oder am Tegernsee. Ein paar Sprachen beherrschen sie natürlich auch. Kapitalismus ist kein Solo-Akt, ohne Kommunikation gibt es auch kein Kapital. Ohne Sprachen keine Kommunikation.

Sie sind sich selbst genug und müssen daher nirgends „dazu gehören“. Weder zu einer Nation, noch einer Ethnie und erst recht zu keiner Glaubensgemeinschaft. 

Selbst und ständig

Nur sehr wenige Kapitalistenschweine arbeiten für ein anderes Schwein. Kapitalist wirst du nicht dadurch, dass du deine Lebenszeit verkaufst. Ganz im Gegenteil wirst du meistens Andere für dich arbeiten lassen.
Wir sind Selbständige und das meist mit Leib und Seele. Gerade eben sitze ich bei einem Craft Beer in einer Kneipe und schreibe diesen Artikel auf meinem iPad. Ich schreibe aus reiner Freude am Schreiben und könnte mir im Moment nichts besseres vorstellen, als genau das. Wegen dieser Freude macht es mir auch nichts aus, viele Stunden täglich zu arbeiten.

Doch wehe, wenn ich etwas nicht tun mag, dann bin ich der übelste Prokrastinierer vor dem Herrn. Zum Glück habe ich noch immer jemanden gefunden, der mir solche Dinge, gegen Entgelt, abnimmt. Sonst säße ich wohl schon längst völlig abgebrannt auf einer Parkbank!

Was unser Leben auszeichnet ist eben diese unbezahlbare Freiheit. Nach Perioden höchster Aktivität und Kreativität, auch mal einfach nur auf dem Bett zu liegen und 6 Stunden lang Netflix zu glotzen. Oder was auch immer. Du kannst einfach nicht immer produktiv sein. Niemand darf das von dir erwarten – und schon gar nicht du selbst.

Der wahre Luxus

Die Freiheit darüber bestimmen zu können, wann ich was, an welchem Ort tue, ist der wirkliche Luxus in meinem Leben.

Das können nicht Viele, vor allem nicht jene die über so unglaublich viel mehr Geld verfügen können als ich. Diese Menschen halte ich für Gefangene eines enormen Egos, das sie weiter und weiter treibt. 100 Milliarden Vermögen? Wer hat die größte Yacht? Wer ist der größte Philanthrop?

Würde ich mit Jeff Bezos oder Elon Musk tauschen wollen? Niemals!
Viele Studien haben gezeigt, dass die Lebenszufriedenheit ab einer bestimmten Einkommensgrenze nicht mehr zunimmt. Wenn das Glas voll ist, ist es voll. Schütten wir noch mehr drauf, läuft es über und nutzt niemandem.

Irgendwann wird jedes weitere Ding in deinem Leben, dich vielleicht noch in dem Moment glücklich machen, in dem du es kaufst. Danach wird es zur Bürde, es bindet Lebensenergie.

Wenn du ein erfülltes Leben voller Freude führst, wirst du immer weniger brauchen und manche Dinge werden dir irgendwann als völlig absurd erscheinen. Etwa jene Art von Luxus, den Influencer auf Instagram zur Schau stellen.

Markenprodukte, die längst nichts mehr mit dem zu tun haben, was ihren guten Ruf einmal begründet hat. Billige Plastik Schuhe sollen durch einen Aufdruck plötzlich einen vierstelligen Berag wert sein? Ein T-Shirt mit dem gleichen Aufdruck einige hunGedert Euro?

Als Kapitalistenschwein werde ich mein gutes Geld nicht für solchen Ramsch ausgeben. Auch wenn ich damit meine Kauf</Ωkraft demonstrieren könnte, käme ich mir dabei doch als Narr vor.

Außerdem, warum sollte ich meine Kaufkraft wie einen Schild vor mir hertragen? Ich werde damit höchstens erreichen, dass man höhere Trinkgelder fordert, oder dass ich an irgendeiner Hausecke ausgeraubt werde.

My home is my Castle

Zur Arbeit hatte ich es in den letzten 30 Jahren noch nie viel weiter als 30 Meter. Meist waren es weniger, oder ich habe gleich im Bett gearbeitet. Zumindest seit es Laptops gibt, die weniger als 10 Kilo wiegen und sich nicht mehr aufheizen. Ich brauche nicht mehr als einen Computer und ein Smartphone für meine Arbeit. Nahezu mein ganzes Leben findet in meinen eigenen vier Wänden statt.

Deswegen habe ich schon immer ziemlich viel fürs Wohnen ausgegeben. Allein die elenden Betten in den meisten AirBnB Appartements treiben mich bereits nach wenigen Nächten in das nächste 5-Sterne Hotel. Bitte eine Suite, denn schließlich gehe ich ja kaum mal raus. 

Ich wohne einfach für mein Leben gern schön und reserviere dafür auch ein ordentliches Budget. YOLO würden meine Söhne sagen. 

Küche und Keller

Ein Kapitalistenschwein hat einen feinen Rüssel! Wenn ich mal wieder genug gewohnt habe, führe ich meine Liebste zum Essen aus. Sie liebt die sinnlichen Genüsse genauso wie ich, auch deswegen sind wir ein glückliches Paar. 

Bangkok, Istanbul, Florenz, London, Berlin oder Wien sind nur ein paar der Städte, die wir auf der Suche nach gutem Futter gemeinsam durchstreift haben. Nicht umsonst wohnen wir die Hälfte des Jahres mitten in Barcelona, mitten zwischen einigen der besten Restaurants Spaniens. Beileibe nicht nur Sterneküche, sondern einfache, gut zubereitete, regionale Hausmannskost. 

Klar, dass ich dazu nicht den Hauswein trinke. Alkohol schadet meinem Körper, so viel ist leider mal klar. Wenn ich damit schon meine Lebenserwartung senke, sollte das Zeug wenigstens gut schmecken. Je älter ich werde, desto teurer werden die Flaschen. Lieber Opus trinken als Lamborghini fahren.

Liebe Menschen

Obwohl ich weitgehend im Unterholz lebe, haben sich doch einige liebe Menschen um mich versammelt. Blutsverwandte und Seelenverwandte, im Laufe der Jahre ist der Kreis gewachsen. Die meisten sind keine Kapitalistenschweine, ein paar von ihnen brauchen meine Unterstützung und ich gebe sie ihnen gerne. So lange ich lebe. Was wäre mein Leben ohne sie?

Was wäre all das, was ich habe, wenn ich es nicht mit anderen Menschen teilen könnte? Ich teile gern, allerdings möchte ich doch bitte selbst entscheiden, mit wem ich meine irdischen Güter teile! 

Das unterscheidet das Kapitalistenschwein vom Sozialistenschaf. Letzteres läßt sich scheren, ohne die Prozedur zu hinterfragen und wegzulaufen. 

Ich muss ja nicht!

Wenn es einen Satz gibt, um die Coolness eines Lebens als Kapitalistenschwein zu umschreiben, dann ist es dieser. 

Es muss morgens weder zu einer bestimmten Zeit aufstehen, noch sich an einen bestimmten Ort begeben. Über seine Tage bestimmen weder Stechuhr, noch ein praller Terminkalender. 

Das Kapitalistenschwein kann entscheiden, mit wem es redet und mit wem nicht. Entscheiden, ob es an einem Event „super-wichtiger“ Leute teilnimmt, oder daheim bleibt, um ein Kartoffelomelette zu machen.

Ruhm und Ehre sind ihm genauso gleichgültig, wie Geld das es nicht braucht. „Ich bin genug und ich habe genug“ ist sein Leitsatz.

Das ist genau das, was wir unter Souverän, solvent und saucool verstehen.

Benedikt Lechner

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