Mach Dich nützlich!
Wer kennt sie nicht, diese verfluchte, unterschwellige Existenzangst? Die Angst irgendwann vor dem Nichts zu stehen, weil tatsächlich alle Stricke gerissen sind. Sie plagt jeden von uns in der einen oder anderen Form und sie ist die Mutter der Sparsamkeit, der Antrieb hinter allem Streben nach Rendite ohne Risiko. Dem Bemühen, unsere Spargroschen vor Inflation, Enteignung und gerissenen Betrügern zu schützen. Meist ist sie völlig unbegründet, denn es reißen eben nicht alle Stricke auf einmal.
Es erscheint paradox, doch je weiter wir uns von einer prekären Finanzlage entfernen, je mehr wir zu verlieren haben, desto mehr fürchten wir es. Sogar Dagobert Duck, die reichste Ente der Welt ist nur allzu oft von Gram gebeugt, aus Sorge um seine geliebten Talerchen.
Lediglich einige, wenige Charaktere wären tatsächlich besser beraten, sich Sorgen zu machen. Doch gerade diejenigen, die am meisten gefährdet sind, scheint ihre wackelige Lage nicht weiter zu stören.
Die nackte Existenzangst
Sie ist es, die hinter zwei relativ neuen Bewegungen steckt. Nichts anderes als Angst ist der geheime Motivator der Frugalisten und der Rentner mit 40. Jeden Groschen zweimal umdrehen, so lange ich noch ein Einkommen habe. Ganze 20 Jahre lang in einer wohl ungeliebten und schlecht bezahlten Tätigkeit verharren, um danach 40 Jahre lang eine kleine Rente aus dem angesparten Vermögen zu beziehen, eben jenes berühmte „passive Einkommen“. Sieht so die viel beschworene „finanzielle Freiheit“ aus?
Als Kapitalistenschwein bin in da natürlich anderer Meinung. Kontrollierter Konsum ist gut, sein Geld für nutzlose Dinge auszugeben macht nicht nur nicht glücklich, sondern am Ende sogar arm. Sein Leben nicht mit Gegenständen voll zu stopfen, schafft einen ruhigen Geist. In Punkto Sparsamkeit bringe ich viel Verständnis für die Frugalisten auf. Ich mache lediglich ein paar Ausnahmen für gutes Essen, schöne Hotels und angenehmere Flüge.
Ich kann es mir leisten, denn ich habe mich schon immer lieber intensiv um Einnahmen gekümmert, statt um Sparpotenziale. Warum soll ich von 1.500 Euro im Monat leben, um 1.500 Euro sparen zu können, weil ich insgesamt nur 3.000 Euro verdiene? Wäre es nicht viel besser 15.000 ausgeben zu können und dabei 15.000 zu investieren? Die magische Sparquote beträgt immer 50 Prozent, doch es ist ein ganz anderes Leben!
Viele Frugalisten machen den Fehler, im Mangel zu verharren, anstatt die Fülle anzustreben. Geld macht frei, es schafft Möglichkeiten. Du kannst davon in Saus und Braus leben, du musst es jedoch nicht. Es schadet nicht, Geld zu haben.
Cash Flow ist Trumpf!
Durch Robert Kyosaki ist das zu einem weiteren Modewort der finanziellen Halbbildung geworden. Er verwendet es in Bezug auf Einnahmen, die aus Investitionen erzielt werden und das ist gut so.
Doch erstmal muss doch wohl das Geld zum Investieren verdient werden! Das ist der Cash Flow, den ich hier meine und den wirst Du am einfachsten mit einer selbstständigen Tätigkeit erreichen. Es dauert einfach zu lange, das notwendige Kapital mit einem Angestelltengehalt verdienen zu wollen. Du wirst auch (noch?) nicht dazu gezwungen, einen erheblichen Teil dieses Geldes in die unsinnige Rentenversicherung einzuzahlen. Auch steuerlich stehen Selbstständige wesentlich besser da, weil sie viele private Ausgaben auf den Betrieb abwälzen können.
Daher ist die eigene Firma eine unabdingbare Voraussetzung dafür, dass ich überhaupt nennenswert sparen und investieren kann. Also muss ein Unternehmen her!
Klein aber oho!
Beim Stichwort Unternehmen denken nun sicherlich viele an kapitalstarke Betriebe mit vielen emsigen Mitarbeitern und Millionenumsätzen. Und wieder scheint es unmöglich, so etwas anzupacken. Ohne Kredit kein Geschäft, ohne Sicherheiten kein Kredit, der Hund beisst sich in den Schwanz, so wird das wieder nichts. Wirklich?
Gerade in unserer Zeit gibt es Tausende von Möglichkeiten, ganz klein anzufangen und irgendwie haben auch all die Großen mal ganz klein angefangen. Viele in der Garage der Eltern.
Mein erstes „Unternehmen“ bestand eigentlich nur aus einem Kleinmotorrad, mit dem ich zu meinen Nachhilfeschülern gebrettert bin. Damals bekam ich 25 D-Mark dafür, dass ich Mitschülern 45 Minuten lang englische und französische Grammatik verständlich(er) gemacht habe. Zum Vergleich: McDonalds zahlte damals 6 D-Mark für 60 Minuten Fritteusen putzen.
Mein Nebengeschäft war es, eben jene Kleinmotorräder, illegal, schneller zu machen. Die waren damals auf 40 Stundenkilometer begrenzt und das war echt bescheuert. Für ganze 50 D-Mark verhalf ich anderen Honda Besitzern zu einem flüssigen Mitschwimmen im Verkehr mit bis zu 70 Stundenkilometern. Ich war 17 Jahre alt und bereits ziemlich solvent.
Was kannst du?
In meiner, so wie in nahezu jeder anderen, Erfolgsgeschichte sind es ganz spezielle Kenntnisse, mit denen wir anderen Menschen weiterhelfen konnten. Sie bezahlen uns gerne dafür.
Ein Freund hatte während seines Zivildienstes eine Ausbildung zum Rettungssanitäter durchlaufen. Dort wurde dann jemand gebraucht, der einen Erste-Hilfe Kurs geben konnte. Er übernahm die Aufgabe und besitzt heute ein Unternehmen mit 430 Ausbildern in Sachen Erste-Hilfe! So eine Ausbildung braucht nämlich jeder, der den Führerschein machen will, oder bei Mc Donalds Fritteusen schrubben möchte. Es ist ein Millionengeschäft!
Wie Du siehst, müssen es keine Spezialkenntnisse in Atomphysik sein, um ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen. Ganz im Gegenteil schrumpft Deine Zielgruppe exponentiell, je spezialisierter Deine Kenntnisse sind. Wer braucht schon einen Genderwissenschaftler, wenn das Klo verstopft ist? Viele Kenntnisse sind überflüssig, wie ein Kropf.
Andere sind wiederum Gold wert. Je näher du dabei an den menschlichen und allzu menschlichen Grundbedürfnissen bleibst, desto breiter wird Dein Kundenkreis sein. Ich habe in der Dominikanischen Republik einen deutschen Bäcker kennengelernt, der vor zehn Jahren völlig abgebrannt war, doch auf keinen Fall nach Deutschland zurück wollte. Er hat begonnen, in seinem Zimmer deutsches Brot in einem alten Ofen vom Sperrmüll zu backen, um es dann in der Botschaft zu verkaufen. Das Brot war gut und die Geschäfte blühten. Mittlerweile hat er mehrere Filialen und Immobilien.
Mache doch einfach mal eine Liste von all den Dingen, die Du wirklich gut kannst. Sei nicht schüchtern, nimm auch all jene auf, die Du für völlig nutzlos hältst. Wie zum Beispiel, Erste Hilfe Maßnahmen zu erklären. Denn genau das könnte Deine große Marktlücke sein!
Wenn Du die Liste fertig hast, überlege, was du von all diesen Dingen am liebsten tust. Was davon fällt Dir besonders leicht?
Was tust du besonders gerne?
Was liegt näher, als Deine Lebenszeit mit etwas zu verbringen, das Du liebst und damit auch noch Geld zu verdienen? Das ist doch der Traum schlechthin!
Nachdem ich genügend Mopeds getunt hatte und endlich den Motorradführerschein machen durfte, habe ich Motorräder in schlechtem Zustand aufgemöbelt und mit schönem Profit verkauft. Dann hat mir die Bundeswehr, den Lastwagenführerschein und ein kleines Startkapital spendiert und ich stieg auf Autos um. Fix and Flip, würde man das heute nennen. Angefangen hat es mit Schrottkarren von Renault, es endete mit Oldtimern von Alfa Romeo, Porsche und Jaguar.
Heute schreibe ich diesen Blog. Anstatt weiterhin die Vergaser von Jaguar E und Porsche 911S zu synchronisieren, möchte ich lieber mein Wissen und meine Erfahrungen auf möglichst amüsante Weise mit anderen Menschen teilen. Das entspricht auch meinem Lebensalter. Eine Lesebrille steht dem Schreiber halt besser, als dem Schrauber.
Wofür stehst du morgens mit Begeisterung auf und kannst gar nicht erwarten, ans Werk zu gehen?
Wer kann das gebrauchen?
Ich habe einige Jahre lang Jura studiert und dabei wirklich viel gelernt. Diese Kenntnisse helfen mir noch heute und sie haben mir in der Vergangenheit Millionen gespart. Doch ich habe direkt keinen Cent damit verdient!
Ein erfolgreicher Münchner Anwalt und Parlamentarier, bei dem ich einmal wegen eines möglichen Jobs vorgesprochen habe, war wesentlich mehr davon beeindruckt, dass ich Bodenbleche einschweißen und Vergaser synchronisieren konnte. Auch meine Sprachkenntnisse fand er durchaus brauchbar und er gab mir den Rat, mich doch an diese praktischen Kenntnisse zu halten.
Ein junger Mann mit meinen Fähigkeiten, meinte er, könne doch sehr viel leichter und vergnüglicher sein Geld verdienen, als sich brutaler Konkurrenz auszusetzen und hundert Stunden pro Woche in einer Anwaltskanzlei zu verbringen.
Der Anwalt war ein Freund meines Vaters und ich bin ihm noch nach über 30 Jahren aus ganzem Herzen dankbar für seinen, ebenso klugen wie unerwarteten Rat. Ich habe ihn befolgt, denn tief in meinem Innersten hatte ich einfach mehr Spaß an Motoren, als an juristischen Schriftsätzen. Beides hat seine Schönheit, doch… Ich folgte meinem Herzen und schob im Elternhaus die Schuld auf den Doktor Besold. Mein Vater lachte und verstand es.
Damals wollten sehr viele ein schönes Auto, Anrufbeantworter, Mobiltelefone, oder Designermöbel. Zum Anwalt ging man nur in Notfall. Die Zielgruppe meiner künftigen Geschäftsfelder war exponentiell größer. Der Wettbewerb hingegen wesentlich geringer.
Nahezu alle großen Vermögen sind daraus entstanden, dass jemand eine Lösung für ein Problem gefunden hat, das viele Menschen hatten.
Von Thomas Edison, über Henry Ford und Bill Gates, bis zu Jeff Bezos und Mark Zuckerberg war das so. Nur bei Elon Musk bin ich mir noch nicht sicher, welches Problem er lösen wird.
Welche Probleme beobachtest Du bei Deinen Mitmenschen? Fallen Dir Lösungen ein? Erinnern wir uns noch einmal an die Erste Hilfe Kurse. Es können wirklich völlig banale Dinge sein.
Was hast Du davon?
Wenn schon nichts sicher ist im Leben außer dem Tod, kannst Du Dich immer auf nützliche Kenntnisse verlassen.
Einer meiner Onkel hat seine russische Kriegsgefangenschaft trotz einer Tätowierung überlebt, die eigentlich sein Todesurteil bedeutet hätte. Weil er gut mit Pferden umgehen konnte! Die Tiere liebten ihn, seine sowjetischen Bewacher erkannten daran, dass er ein guter Mensch war und halfen ihm dabei, die blöde Zwangstätowierung loszuwerden. Dabei half natürlich auch, dass er fließend Russisch gelernt hatte, sich auf rein menschlicher Ebene bewegen konnte und fürchterlich mit den Russen gesoffen hat. Später im Leben war er Bäcker und Landwirt, eine wirklich vielseitige Karriere. Er erzählte mir das als über 90-Jähriger!
Nur das, was Du bist und was Du kannst, gibt Dir Sicherheit! Wenn wirklich mal alle Stricke reißen sollten, zählt im Prinzip nur noch, wie nützlich Du für andere Menschen sein kannst. Ganz gleich, wie feindlich die Umgebung sein mag, so lange Du nützlich bist, ist Deine Existenz gesichert.
Je besser Du Dir deiner Kenntnisse und Deines daraus resultierenden Wertes für die Menschheit bewusst bist, desto weniger Sorgen musst Du Dir um Deine Zukunft machen.
Der wirkliche Selbstwert
Wenn ich mir vorstelle, ich würde mich in einem fremden Land, ohne einen Cent meines Vermögens wiederfinden. Welche Möglichkeiten hätte ich?
Schweißen und Vergaser synchronisieren sind vielleicht nicht mehr so gefragt… Englisch kann inzwischen auch jeder (mehr oder weniger) doch ich könnte immerhin noch Deutschunterricht geben. Es gibt immer noch eine Menge Menschen, die diese verzwickte Sprache lernen wollen.
Ich weiß jedoch auch ziemlich viel darüber, wie Du Dich im Leben durchschlagen kannst. Wie Du es schaffst nicht nur mit Deinen Mitmenschen auszukommen, sondern erfüllte Beziehungen zu ihnen aufzubauen. Wie du nicht nur lange gesund bleiben wirst, sondern auch Sorgen und Ängste aus Deinem Leben verbannen kannst.
Mit diesem Wissen würde ich mir über dann über einen Blog und Soziale Medien einen Kundenkreis aufbauen. Daraus erwachsen wieder neue Möglichkeiten. Im Prinzip muss ich mich einfach nur auf den Weg machen, der Rest ergibt sich dann von ganz allein. Ich tue es gerade, indem ich diesen Artikel schreibe, gehe ich einen klitzekleinen Schritt weiter auf diesem Weg. Ich versuche, mich nützlich zu machen!
Denn, am Ende macht Geld allein wirklich nicht glücklich. Das Leben ist fad und leer, wenn dieser besondere Antrieb fehlt. Das, was Dich morgens aufstehen lässt. Eine sinnvolle Tätigkeit ist ein wesentlich dankbarerer Lebensinhalt als Konsum und Hedonismus. Letztere machen arm und krank, wer sich nützlich zu machen versteht, braucht all das nicht. Er ist einfach zufrieden mit dem was er ist und was er leistet.